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Ab Sommer 2005: Neuer VW Bora |
Volkswagen |
Der VW Jetta gehörte zu jener Sorte von Automodellen, die nie erfolgreich waren, obwohl es hierfür objektive
Gründe nicht gibt - schließlich war ein Jetta nicht mehr und nicht weniger als ein Stufenheck-Auto der unteren
Mittelklasse, das nahezu 1:1 auf dem Golf basiert und noch dazu einen zwar wenigen flexiblen, aber dafür deutlich
größeren Kofferraum mitbringt. Nein, der Jetta galt den Kunden hierzulande immer als langweilig und spießig,
und daran änderte sich auch nichts, als VW es in der dritten Generation mit dem Namen "Vento" und später mit
"Bora" versuchte.
Doch der Jetta respektive Bora ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich der Geschmack in den verschiedenen
Absatzländern unterscheidet: Die Amerikaner und Kanadier lieben den Jetta und dürfen ihn deswegen bis heute auch ganz
offiziell so nennen. Jenseits des Atlantik ist der, pardon, "Rucksack-Golf" das erfolgreichste VW-Modell seit vielen
Jahren - mit sehr respektablen 40 Prozent aller Verkäufe der Marke - und gleichzeitig das beliebteste Auto aus
dem "alten Europa".
So ist es auch kein Wunder, dass die fünfte Generation entgegen der üblichen Vorgehensweise zunächst in den USA gezeigt
(Los Angeles Motorshow im Januar 2005) und auch in den Verkauf (März) gehen wird. Ab Sommer nächsten Jahres will VW
dann auch hierzulande wieder versuchen, den Stufenheck-Golf an den Mann zu bringen.
Überraschungen sind dabei nicht zu erwarten: Die jetzt freigegebenen ersten Fotos zeigen das Auto so, wie man es
erwartet hat - eben als Stufenheck-Version eines Golf V. Die Unterschiede zum Golf liegen dieses Mal weniger vorne,
wenn auch die PR-Mannen in Wolfsburg von einem "komplett neuen VW-Frontdesign" sprechen. Vielmehr fällt die
Heckpartie ins Auge, und man darf wohl sagen, dass die hierfür maßgeblich verantwortlichen Rückleuchten besser
gelungen sind als beim Golf, und dem Eindruck nach auch wieder über die Selbstverständlichkeit von zwei Rückfahrleuchten
verfügen. Im Innenraum bietet der neue Jetta alias Bora wie auch der Golf deutlich mehr Platz als bisher, außerdem
verspricht VW eine steifere Karosserie. In punkto Kofferraum-Volumen darf wieder mit überdurchschnittlichen Werten
gerechnet werden, wie man sie sonst nur aus mindestens zwei Klassen höher positionierten Autos kennt. Zumindest in
Amerika werden hintere Seitenairbags zum Serienstandard gehören, außerdem ESP.
Motorseitig verbaut VW dort als Basismaschine einen 150 PS starken Benziner, und zwar einen jener Sorte, die
schon fast als ausgestorben gilt - nämlich mit fünf Zylindern. Die Kraftübertragung übernimmt ein manuelles
Sechsganggetriebe oder optional die ebenfalls sechsstufige Tiptronic. Außerdem will VW noch im kommenden Jahr
auch einen TDI in Amerika anbieten, der dann über das DSG-Getriebe verfügen wird.
In den USA und Kanada seien es die "besonders engagierten" Autofahrer, die sich bewusst für die "Sportlichkeit und das
Styling" des in Deutschland entwickelten und im VW-Werk Puebla in Mexiko produzierten Jetta entschieden, heißt es
in einer VW-Mitteilung. Das wird, unabhängig von den Qualitäten, in Deutschland wohl auch der fünften Generation
nicht gelingen. Auch die Autowelt ist bisweilen eben ungerecht.