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Am Ende |
MG/Rover |
doch der Konkurs: Mit MG Rover verliert Großbritan- nien seinen letzten selb-ständigen Autobauer |
Der letzte verbliebene Autobauer Großbritanniens, MG Rover, hat Insolvenz angemeldet. Am Freitag Abend bestätigte die
Eigentümerin, die Investorengruppe Phoenix, dass seit dem Nachmittag Administratoren von PriceWaterhouseCoopers für die
Wahrnehmung der Geschäfte zuständig seien.
Zuvor hatte es Verwirrung um die Lage bei Rover gegeben: Schon am Donnerstag hatte die britische Industrieministerin
Patricia Hewitt den traditionsreichen Autobauer für insolvent erklärt - eine Position, die angeblich mit dem
Rover-Aufsichtratschef John Towers abgestimmt gewesen sei.
Das Unternehmen selbst allerdings hatte die Berichte zunächst zurückgewiesen und mitteilen lassen, nicht
Insolvenzverwalter, sondern Finanzberater seien im Hause. Die deutsche Rover-Dependance erklärte ebenfalls noch am
späten Vormittag, von einem Konkurs des - so wörtlich - "britischen Autobauers Rover" sei nichts bekannt, Informationen
der Muttergesellschaft lägen nicht vor.
Rover geht es bereits seit vielen Jahren schlecht. Vor rund fünf Jahren war der BMW-Konzern aus seinem Rover-Engagement
ausgestiegen und hatte das zuvor übernommene Konkurrenzunternehmen zum symbolischen Preis von zehn englischen Pfund
an Phoenix - das Konsortium besteht aus vier Personen - veräußert. Das Rover-Engagegement war damals auf dem besten Weg,
den ganzen BMW-Konzern finanziell nachhaltig in Mitleidenschaft zu ziehen, so dass man sich in München für das viel
zitierte "Ende mit Schrecken" entschied - freilich nicht ohne den Coup, die Rechte an Mini zu behalten. Heute hat sich
der neuzeitliche Mini zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt - die Produktion, nach wie vor in England angesiedelt,
arbeitet ständig am Limit.
Seit dem Ausstieg von BMW ging es mit Rover zwar bergauf, doch viel zu langsam - die veraltete Modellpalette darf
als Hauptursache gelten. Auch der neue Kleinstwagen "Cityrover", in England bereits auf dem Markt, konnte das Bild
nicht wenden. Das Auto ist im Wesentlichen eine Konstruktion des indischen Herstellers Tata; die Markteinführung
in Deutschland war für Mai 2005 vorgesehen.
Rover hatte offenbar bereits seit längerem mit dem chinesischen Staatsbetrieb Shanghai Automotive Industrial
Corporation (SAIC) über eine Übernahme verhandelt. Diese Gespräche waren in der letzten Woche abgebrochen worden,
nachdem SAIC Medienberichten zufolge eine Garantie für eine zweijährige Zahlungsfähigkeit gefordert hatte, Rover
dies aber nicht zusagen konnte. Ein erfolgreicher Abschluss der Gespräche mit den Chinesen war offenbar auch die
Voraussetzung für die Gewährung eines Kredits der englischen Regierung über 100 Millionen Pfund, der nun nicht
bereitsteht.
Weitere Informationen wollen die Insolvenzverwalter in den nächsten Tagen mitteilen. Rover beschäftigt in Birmingham
und Longbridge rund 6.000 Menschen; weitere Zehntausend Arbeitsplätze sind bei den Zulieferern in Gefahr. Insoweit
plant die britische Regierung schnelle finanzielle Hilfen von etwa 40 Millionen Pfund.
Die MG Rover Deutschland GmbH ist von dem Konkurs nicht betroffen, jedenfalls nicht unmittelbar. Deren Geschäftsführer
Jürgen Voss ließ am Freitag wissen, man sei bis jetzt allen Verbindlichkeiten "ordnungsgemäß und pünktlich" nachgekommen.
Ein Insolvenzantrag sei nicht gestellt worden. Voss sagte, hierfür bestehe "zur Zeit" auch keine Veranlassung.
Offenbar war auch die deutsche Tochter von der schnellen Entwicklung der Dinge überrascht worden - noch am Freitag
verschickte das Unternehmen mit Sitz in Neuss Pressemeldungen über einen Einstieg in die Deutsche Tourenwagen Masters
(DTM).
Nachtrag aufgrund einiger Anfragen: Land Rover mit seinen Modellen Range Rover, Freelander, Defender & Co. hat mit
Rover nichts zu tun. Der Geländewagen-Bauer gehört schon seit längerem zum Ford-Konzern - ganz so wie auch die
britische Marke Jaguar und Volvo aus Schweden.