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Dritte Interpretation: Mini Kombi-Studie |
BMW |
Die langjährigen Spekulationen haben sich bestätigt: BMW wird die Mini-Modellpalette um eine weitere, eigenständige
Karosserievariante erweitern. Der Serienstart dürfte jedoch erst 2009 erfolgen. Einen Ausblick gibt die in Detroit
abermals gezeigte Studie eines zweitürigen Kombis.
"Wir werden die Mini-Familie um ein weiteres Modell ausbauen", sagte BMW Vertriebsvorstand Dr. Michael Ganal
auf der Detroiter Automesse und bestätigte damit offiziell, dass bei den erfolgreichen Kleinwagen aus England
Nachwuchs ins Haus steht.
Vorbild ist eine gleichzeitig präsentierte Studie namens "Mini Concept Detroit", die eine weitere Abwandlung des
auf der IAA im September 2005 erstmals und später in Tokio abgewandelt gezeigten Konzepts darstellt. Die Kernidee
des neuen Modells reicht zurück in die 1960er-Jahre, als der Ur-Mini in den Städten und auf den Rennstrecken
erstmals für Furore sorgte.
Längerer Radstand, leicht erhöhte Dachlinie, seitliche hintere Schiebefenster und zur Seite öffnende "Splitdoors"
am Heck - das waren die Merkmale jener neuen Modelle, die ab Herbst 1960 unter den Namen Mini Traveller, Mini
Countryman und später auch Mini Clubman Estate angeboten wurden. Hauptaugenmerk galt damals und wird künftig gelten
einer erweiterten Transportkapazität, sowohl für Passagiere als auch für Gepäck.
Die aktuelle Studie steht dabei unter dem Motto "Go sports!", womit nicht nur ein insgesamt sportlicher Auftritt
und eine angemessene Motorisierung verstanden werden sollen, sondern auch viel Platz und innovative Ideen zum
Transport von Sportgerät aller Art.
Einfaches "Begehen und Beladen" möglich zu machen, war ein Leitgedanke. So kommen erneut für alle Türen Aufhängungen
mit Parallelogramm-Kinematik zum Einsatz; sie schwenken in einer einzigen Bewegung gleichzeitig zur Seite und nach
vorne und bieten so maximalen Zugang nach innen. Die hinteren seitlichen Schiebefenster öffnen elektrisch.
Der Laderaum der Studie verfügt über eine flexible Cargobox, deren Deckel sich nach hinten ausziehen lässt und dem
Benutzer als Einladehilfe entgegenfährt. Zudem lässt sich die durchsichtige Abdeckung auch nach oben schwenken und
dient so als Trennwand zwischen Passagier- und Laderaum. Der hintere Teil des Daches lässt sich öffnen und zum
Einladen nutzen, der restliche ist in Glas ausgeführt.
Eine neue Idee ist die sogenannte "Sports Utility Box" - ein multifunktionales, zusätzliches Wechsel-Staufach, das
im geöffneten hinteren Seitenfenster eingeklinkt wird. Dank beidseitiger Klappen kann die Box sowohl von außen als
auch von innen beladen werden; ebenso können Gegenstände durchgereicht werden. Mit der "Roof Box" bietet das
Auto auch für die Ladeluke im Dach ein solch praktisches System. In dieser Hinsicht hat Mini viele Ideen teilweise
mit hohem Aufwand umgesetzt, die die Studie als solche interessant machen, für eine spätere Serie aber nicht taugen
oder viel zu teuer sind.
Im lichten Innenraum sind die vier Einzelsitze mit integrierten Gurten - die hinteren lassen sich zu einer ebenen Fläche
umklappen - wiederum "schwebend" am Mitteltunnel aufgehängt, die vorderen lassen sich zur Erleichterung des Einstiegs
in den Fond elektrisch drehen. Weißes Leder in verschiedenen Oberflächen unterstreicht das lichte, moderne Ambiente;
zu den weiteren Materialien gehören aluminiumbeschichtetes Glasfaser-Geflecht, Alcantara, Chrom, Aluminium, Kunststoff
in Carbon-Optik und blaues Teppichmaterial aus Nylongeflecht.
Interessant erscheint die Idee einer drehbaren Ausführung des Mini-typischen Zentralinstruments: Auf der einen Seite
erscheinen ein Display für Navigationssystem und ein künftig vorstellbares "iDrive", auf der anderen sind
konventionelle Rundinstrumente für Öldruck und -temperatur und Wasser-Temperatur angeordnet.
Sir Alec Issigonis, der Vater des Mini, würde dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. Er verstarb 1988 - ohne
den Erfolg des "New Mini" von BMW noch mitzuerleben. Ob ihm die Lifestyle-Studie gefallen hätte, muss ebenso offen
bleiben. Wenn auch das spätere Serienmodell vom Grundkonzept aus Zweitürigkeit, (vielleicht) fehlender B-Säule und
den geteilten Hecktüren abgesehen sich deutlich von der Studie unterscheiden dürfte, bleiben Zweifel, ob BMW sich
mit der Erweiterung der Produktpalette an sich einen Gefallen tut - oder nur das Markenimage verwässert, Käufer
umschichtet und viel Geld investiert.
Der Mini ist ein weitgehend sympathisches Auto, beim Kombi haben jedenfalls wir unsere Zweifel. Aber vielleicht
sind wir nur schon zu alt - und unsportlich.