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Serie erst 2009: Volco XC60 (Concept) |
Volvo |
Nicht nur bei VW, Audi und Mercedes steht die Einführung neuer Geländewagen in der mittleren Klasse bevor. Auch Volvo
bringt sich in Stellung und zeigt Tiguan, Q5 und GLK schon mal die schwedische Interpretation des Themas. Und die ist
durchaus gelungen, auch im Detail.
Doch der XC60, Volvos Blickfang auf der Detroit Motor Show Anfang 2007, ist mehr als nur die mittelprächtig seriennahe
Vorschau auf den echten XC60, wie er nicht vor 2009 kommen wird. Vielmehr versteht Volvo das Auto als einen
Ausblick auf die allgemeine künftige Designsprache der Marke.
Man hebe die Designphilosophie der letzten Jahre nun auf die nächste Entwicklungsstufe, indem man ihr im wahrsten
Wortsinn Volumen gebe, erklärt Volvo-Designchef Steve Mattin. Gemeint ist ein extrovertiertes, spezifischeres und
emotionaleres Erscheinungsbild, das durchaus auf den bekannten Elementen wie etwa der der ausgeprägten Gürtellinie
basiert. Mattin erläutert seine Vision: "Wenn heute jemand sagt, er erkenne einen Volvo auf fünfzig Meter Entfernung,
will ich erreichen, dass er ihn zukünftig auf eine Distanz von hundert Metern identifiziert."
Im Falle des XC60 Concept, der in einem markanten Bronzeton lackiert ist, bedeutet dies einen muskulösen Unterbau mit
Studien-typisch gleich 20 Zoll großen Rädern und einer stattlichen Bodenfreiheit. Im oberen Bereich wird das Auto
dezenter. Ein kleines, nach hinten sich stark verjüngendes Fensterband mit Chromeinfassung soll hier mehr Assoziationen
an ein Coupé wecken - was selbst bei der Studie natürlich reines Wunschdenken ist. Dennoch: Der Aufbau wirkt leicht und
elegant.
Zu den neuen Details, die künftig auch andere Baureihen auszeichnen werden, gehören neben den Begrenzungsleuchten
seitlich des Kühlergrills die Markenlogos an Front und Heck. Bereits vor zwei Jahren war das traditionelle Volvo-Logo,
eine stilisierte Form des chemischen Symbols für Eisen, in leicht überarbeiteter Form eingeführt worden; beim Konzeptauto
wurde es vergrößert. Hinten bleibt es beim Schriftzug ohne Logo, doch zeigt sich das Schriftbild überarbeitet und die
Buchstabenabstände vergrößert.
Apropos Heck: Von den auffälligen Lichtern abgesehen, bestimmt das Bild die trapezförmige Heckklappe, die ähnlich dem
neuen C30 gläsern ausgeführt ist. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang aber vor allem die Technik: So bewegt
sich der untere Teil der Heckklappe beim Öffnen nach außen und oben über das obere Teil hinweg - eine Funktion, die
das Beladen des Kofferraums mit kleinen Gegenständen ermöglicht, ohne dass dazu die Klappe komplett geöffnet werden
muss. Ebenso ist es möglich, nur deren obere Hälfte zu öffnen. Innovativ ist der abgedunkelte untere Bereich der
Heckklappe. Von innen betrachtet ist dieser transparent, so dass der Fahrer den Bereich unmittelbar hinter dem Wagen
leicht einsehen kann.
Transparent ist auch das Dach: Es besteht aus einer dunkel getönten Glasauflage auf einer Y-förmigen, tragenden Struktur.
Im Interieur darunter haben sich die Designer mehr noch als bei der Karosserie frei von Serienzwängen ausleben können.
Ergebnis ist ein zweifarbiges, natürlich lederbezogenes Interieur mit allerlei Details, die die Grenze zwischen
Spielerei und sinnvoller Zukunftstechnik auszuloten versuchen.
Zu nennen sind insoweit der als Schieberegler ausgeführte Wählhebel an der Mittelkonsole und dem Tacho als einzigem
Analog-Instrument, vor allem aber die Mittelkonsole selbst. Hier hat Volvo bereits in aktuellen Modellen unkonventionelle
Wege beschritten und eine frei schwebend wirkende, sehr dünne Lösung installiert. Im XC60 ist sie nochmals dünner
ausgefallen, vor allem mit einer neuen Bedientechnik versehen. Die weiße Oberfläche - Volvo gibt sympathischerweise
freimütig zu, vom Apple-/iPod-Design inspiriert zu sein - verfügt nur über wenige Bedienelemente.
Der Informations- und Navigationsbildschirm tritt erst dann zutage, wenn er aktiviert wird, wobei der Startvorgang des
Systems von einer effektvollen Lichtimpuls-Sequenz untermalt wird, in die auch die vier großen Drehregler in der
Frontkonsole eingeschlossen sind. Technik-Freaks dürfen sich das System ähnlich der Bedientechnik beim aktuellen
"In"-Handy "Chocolate" von LG vorstellen, wenn auch viel aufwändiger umgesetzt. "Das System arbeitet mit einem
Rückprojektionsbildschirm", erklärt Steve Mattin.
Ein Hingucker sind auch die Sitze. Im XC60 Concept zeigt sich das in asymmetrischen und betont schlanken, nahezu schwebend
wirkendem Gestühl, das vorne und hinten mit integrierten Gurten versehen ist. Zusätzlich verfügen die Kopfstützen und
Rückenlehnen über eine Aussparung für Frisuren mit Pferdeschwanz, ähnlich der bereits vor einigen Jahren in der Studie
YCC (Your Concept Car) vorgestellten Idee. Im Volvo XC60 Concept wurde sie in ihrer Funktion erweitert, um optimale
Luftzirkulation und verbesserte Sicht nach hinten zu gewährleisten. Ein schöner Nebeneffekt: Die Aussparungen verfügen
über eine integrierte Beleuchtung.
Dreht der Fahrer den Kopf, kann er durch den eigenen Sitz, die Rückenlehnen der Fondsitze und den transparenten unteren
Teil der Heckklappe hindurchsehen. "In einem Fahrzeug, dessen Bauhöhe die Sicht einschränken kann, ist dies auch ein
Sicherheitsgewinn", sagt Mattin. Schließlich sollen bei aller Sportlichkeit und Dynamik die Urkompetenz in dieser
Hinsicht nicht aufgegeben werden.
Vielleicht hat das auch mit der angepeilten Zielgruppe zu tun: Dazu nämlich gehören etwa jene urban geprägten Singles
und kinderlosen Paare, die aktuell einen zweitürigen C30 ordern. Sind sie in drei Jahren vielleicht zu dritt, käme die
Größe und Flexibilität eines XC60 gerade recht. Im Frühjahr 2009 ist es soweit.