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Knackig: BMW 1er Coupé |
BMW |
BMW erweitert abermals die 1er-Reihe. Auf den im Frühjahr vorgestellten Dreitürer folgt nun zusätzlich noch eine
Coupé-Variante als 2+2-Sitzer mit Stummelheck, die als erster 1er auch in den USA Kunden finden soll. Jung, wild,
anders lauten die Attribute – und je nach Wunsch über 300 PS stark oder unter 5 Liter sparsam.
Manch einer mag sich gefragt haben, ob die dreitürige Schrägheck-Variante des 1ers sinnvoll ist - oder auch, ob das
Auto nicht von Anfang an als Dreitürer hätte konzipiert werden sollen. Für beide Ansichten mag es Argumente geben,
und mutmaßlich wäre eine Karosserieform letztlich ausreichend gewesen.
So hätte man vielleicht noch vor 25 Jahren gedacht, als es nicht halb so viele Auto-Baureihen gab wie aktuell,
wo (fast) jede Nische besetzt wird, und sei sie noch so klein. Auf eine solche zielt auch das 1er-Coupé: Ein
Auto, das einerseits so überflüssig erscheint wie wenige andere - und andererseits so scharf daherkommt, dass
man sich eher fragt, wer nun noch die bekannten Varianten kaufen soll.
Scharf, das bedeutet hier eine Mischung aus Kompaktklasse, Coupé, Sportwagen und auch Limousine, die aber
gottlob nicht wie Potpourri aussieht, sondern - mehr als bei anderen BMWs - wie die auf Räder gestellte,
sprichwörtliche "Freude am Fahren".
Die Zutaten: Man nehme eine lange Motorhaube und damit eine zurückversetzte Fahrgastzelle, die das BMW-Marketing
stets mit dem schönen Wort "Greenhouse" bezeichnet, ferner ein knackiges Heck mit völlig neu gezeichneten Leuchten,
garniere es mit schönen Rädern in ausgeformten Radhäusern, würze die Seitenansicht durch eine fast schon zu prägnante
Schulterlinie in Türgriff-Höhe, die 1er-typisch gebogen erscheinenden Schweller und den BMW-"Hofmeisterknick" an der
C-Säule, garniere schließlich noch mit rahmenlosen Türen und einer verglasten B-Säule, freue sich an dem kurzen
vorderen Überhang als Nebeneffekt des in dieser Klasse nach wie vor einzigartigen Heckantriebs - fertig ist der
Hingucker.
Das Interieur orientiert sich am bekannten 1er-Look, ist also funktional und trocken im Ausdruck, kann aber mit der
Besonderheit des Karosserie-Konzepts und dem Außendesign längst nicht mithalten, was - BMW-Fans mögen verzeihen -
bei dem Münchner Autobauer oft der Fall ist. Platz ist für vier Personen; mittig im Fond steht ein Ablagefach zur
Verfügung. Der Kofferraum fasst 370 Liter (Schrägheck: 330 Liter) und lässt sich durch die 40:60 geteilte Rückbank
noch vergrößern; ein Lademeister will aber auch diese 1er-Version nicht sein.
Motorseitig bietet BMW zum Start nur drei Wahlmöglichkeiten. Absolutes Spitzenmodell ist der 135i mit sage und
schreibe 306 PS. Der Dreiliter-Sechszylinder mit Bi-Turbo-Technik und 400 Nm Drehmoment beschleunigt das kleine
Coupé in 5,3 Sekunden auf das Bundesstraßen-Tempolimit; bei 250 km/h setzt die Elektronik dem Vortrieb einen
Riegel vor. Der Verbrauch ist nicht niedrig, angesichts des Leistungspotenzials aber mehr als angemessen: 9,2
Liter fließen im Mittel durch die Einspritzdüsen. Möglich wird dies durch die diversen Spar-Maßnahmen unter dem
Label "EfficientDynamics", die auch hier zum Einsatz kommen.
Noch sparsamer und dabei keineswegs lahm sind die beiden Diesel, konkret der 120d mit 177 PS, der 7,6 Sekunden
für den Standard-Sprint benötigt und fast immer ausreichende 228 km/h schnell ist - bei nur 4,8 Litern Normverbrauch.
Darüber rangiert der neue Zweiliter-Diesel mit 204 PS, der als 123i verkauft wird und bereits über die dritte
Generation der Common-Rail-Technik verfügt, die mit Drücken von 2.000 bar operiert. Zum Technikpaket gehört auch
hier der TwinTurbo. 7,0 Sekunden, 238 km/h und ebenfalls sehr respektable 5,2 Liter Verbrauch lauten die
Eckdaten.
Alternativ zum Handschaltgetriebe kann zunächst das 120d Coupé optional mit einem Sechsgang-Automatikgetriebe
kombiniert werden, die anderen Motorvarianten werden folgen. Dass BMW später weitere Motorisierungen, etwa einen
120i und 130i und vielleicht auch einen 130d, nachschiebt, darf unterstellt werden.
Das in Leipzig vom Band laufende 1er-Coupé ist für BMW eine spannende Sache - nicht nur, weil abzuwarten bleibt,
wie das Konzept hierzulande ankommt: Mit dem Zweitürer werden die Münchner erstmals die 1er-Reihe auch in den USA
verkaufen. Und natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass das Coupé die dritte, aber nicht letzte Karosserievariante
ist: Das Cabrio, ganz klassisch mit Stoffverdeck, ist so gut wie fertig.
Zum Schluss eine schlechte und eine gute Nachricht: Ein Sonderangebot wird das 1er Coupé naturgemäß nicht, aber
der Aufpreis gegenüber dem Fünftürer soll bei nur rund 1.000 Euro liegen, ist zu hören. Das wären knapp 29.000
Euro für den 120d - oder immerhin 7.000 weniger als für das 3er-Coupé.