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Erstes SUV des Hauses: Renault Koleos |
Renault |
Spät sind sie dran, die Franzosen beim Thema SUV. Nun aber wagt sich nach Peugeot/Citroën auch Renault auf
ungewohntes Terrain im wahrsten Sinne des Wortes. Während Peugeot auf Mitsubishi-Technik setzt, greift Renault
auf die Allradtechnik des Partners Nissan zurück – liefert den Koleos aber auch mit Frontantrieb.
Keine Frage, der SUV-Markt ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen - und er dürfte, wenn auch wegen der
aktuellen Verbrauchs- und Umweltdiskussionen weniger stark, weiterhin zunehmen. Dass ein Volumenhersteller wie
Renault hier präsent sein will und muss, liegt auf der Hand - und so kommt der Koleos erstaunlich und reichlich
spät.
Eine solche Vorgehensweise, Volkswagen hat es wiederholt vorgemacht, muss indes kein Grund für mangelnden Erfolg
sein, und so kann und sollte man dem ersten SUV à la Renault zunächst unvoreingenommen gegenübertreten.
Der erste Eindruck: Ein Koloss ist der Koleos nicht, weder den Maßen noch dem optischen Auftritt nach. Mit
4,52 Metern Länge ist das auf der C-Plattform von Renault/Nissan basierende Auto nur eine Handbreit länger als
der Scénic oder etwa ein VW Tiguan, und zudem einige Finger breiter als der Konkurrent aus Wolfsburg. In punkto
Design verfolgt Renault ebenfalls einen ähnlichen Ansatz wie VW: Massenkompatibel muss es sein, Experimente sind
nicht - mehr - die Sache des "Créateur d'Automobiles". So sieht denn der Koleos einerseits ein bisschen langweilig
und nichtssagend aus, verkneift sich andererseits aber angenehmerweise auch jedes protzige Attitüde.
Sowohl die Front als auch und insbesondere die Heckansicht sind bestimmt vom großen Marken-Rhombus. Im übrigen
unterscheidet sich das jetzt gezeigte Serienmodell von der IAA-Studie nur noch durch die üblichen Messeretuschen
an Rädern, Schürzen und Spiegeln bzw. deren Weglassen. Auffällig sind hier wie dort lediglich die beiden gegenläufig
verlaufenden Sicken in der Seitenansicht, die ein bisschen gewollt und unruhig wirken. Die Heckscheibe ist
vergleichsweise flach ausgeführt, was einen Hauch von Dynamik vermitteln soll.
Der Zugang zum Ladeabteil, das in der Normalkonfiguration 450 Liter Gepäck aufnimmt, erfolgt über eine horizontal
geteilte Klappe, wie sie etwa auch ein BMW X5 oder Mini Cabrio besitzt. Das untere Segment kann als Sitzgelegenheit
fürs Picknick (Tragfähigkeit 200 Kilogramm) benutzt werden, soll aber zuvorderst das Beladen mit langem und schwerem
Transportgut erleichtern. Insgesamt geben beide Klappen eine Öffnung von 1,07 Metern Höhe frei. Nach Umklappen der
asymmetrisch geteilten Rückbank vom Kofferraum aus entsteht ein vollständig ebener Laderaumboden; maximal schluckt
das Auto dann 1.380 Liter Gepäck.
Natürlich ist der Koleos wie die meisten seiner Artgenossen, die sich SUV und nicht Geländewagen nennen, "nicht
wirklich" für den Geländeeinsatz gemacht. Für jene, die es trotzdem ausprobieren möchten, seien noch die
Böschungswinkel von 27 und 31 Grad (v/h) und die Bodenfreiheit von 18,8-20,6 Zentimeter (motorabhängig) genannt.
Die Vorderräder werden über eine McPherson-Vorderachse geführt. An der Hinterachse findet die Mehrlenkerkonstruktion
des Nissan X-Trail Verwendung.
Motrseitig stehen drei Aggregate zur Wahl. Die beiden Diesel stammen von Renault selbst, sind u.a. bereits aus Laguna,
Mégane und Scénic bekannt und leisten 150 bzw. 173 PS aus zwei Litern Hubraum. Das Drehmoment beträgt 320 respektive
360 Newtonmeter, ein Rußfilter ist stets serienmäßig. Benziner-Freunde können einen von Nissan beigesteuerten Vierzylinder
ordern, der aus 2,5 Litern Hubraum 171 PS mobilisiert. Die Kraftübertragung obliegt einem manuellen Sechsgang-Getriebe
oder optional bei den Dieseln einer sechsstufigen Automatik. Verbrauchswerte liegen noch nicht vor.
Abgesehen vom stärkeren Diesel sind alle Modelle auch mit reinem Frontantrieb erhältlich. Ansonsten kommt das "All Mode
4x4-System" von Renault-Allianzpartner Nissan zum Einsatz, das je nach Bodenbeschaffenheit automatisch bis zu 50
Prozent des verfügbaren Drehmoments an die Hinterräder leitet. Zusätzliche Sicherheit bieten der Bergabfahrassistent,
der auch rückwärts funktioniert, und die Anfahrhilfe.
Preise und Details zur Ausstattung liegen im Vorfeld der Messepremiere noch nicht vor. Klar ist lediglich, dass
sechs Airbags, ESP und eine Zweizonen-Klimaanlage mit Drei-Zonen-Gebläsewahl zum Serienumfang zählen werden. Zu den
Extras gehören eine elektrisch bediente Handbremse anstelle der konventionellen, Bi-Xenon-Licht mit aktivem, aber
nicht dynamischem Kurvenlicht, das auch als Abbiegelicht dient, Bose-Soundsystem sowie ein Navigationssystem mit
integriertem CD-Wechsler, Bluetooth-Freisprechanlage und Bildschirm, der auch auch Informationen für die Fahrt im
Gelände anzeigt - etwa Luftdruck, Himmelsrichtung, Höhenprofil oder Fahrzeugneigung.
Ebenfalls erhältlich ist ein 0,75 qm großes Panorama-Glasdach, das mit dem optionalen schlüssellosen Zugangs- und
Startsystem gekoppelt ist: Sobald sich der Fahrer mit der Chipkarte vom Fahrzeug entfernt, schließt das Dach
automatisch.
Gebaut wird der Koleos ausschließlich bei Renault Samsung Motors in Südkorea. Nach der Premiere auf dem Genfer Salon im
März müssen sich deutsche Interessenten aber noch gedulden: Die Markteinführung ist auf den September terminiert. Dass
der Koleos dann dem Tiguan allzu viel Gegenwind in den Kühlergrill blasen wird, ist unwahrscheinlich, aber er könnte
für manchen durchaus interessanter sein als der französische Konkurrent mit der Doppel-Null im Namen - auch, weil es
diesen als Diesel nicht mit Automatik gibt.