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Freitag, 29. März 2024
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Auffälliges Design / Geringere Verbrauchswerte / Viel Sicherheitstechnik

Mercedes zeigt die neue E-Klasse

Mercedes zeigt die neue E-Klasse
Bild anklicken für Großansicht Neue Mercedes
E-Klasse (W 212)
Daimler
Der Stern ist – endlich – aufgegangen: Mitten in der laut VDA schwersten Absatzkrise seit 20 Jahren präsentiert Mercedes die Neuauflage seines wichtigsten Modells. Die E-Klasse mit dem internen Kürzel W 212 soll Maßstäbe setzen in punkto Komfort, Umwelt und vor allem Sicherheit, verschreckt aber zunächst mit neuem Antlitz. Einige Bilder der neuen Modellgeneration und sogar Teile des Verkaufsprospekets kursieren bereits seit Wochen im Internet - auch Mercedes ist nicht in der Lage oder willens, die Materialien bis zur offiziellen Premiere unter Verschluss zu halten. Die fand am Wochenende auf der der Detroit Motor Show statt - mitten in der großen Wirtschaftskrise, die nicht zuletzt auch die Autobranche stark beeinflusst.

Was die angereisten Journalisten dort zu sehen bekamen, war also schon zuvor weitestgehend klar. Noch länger ist bekannt, dass Mercedes dem 1995 mit dem Vor-Vorgänger eingeführten "Vier-Augen-Gesicht" treu bleiben würde. Dieses Mal sind die Augen allerdings nicht rund oder oval, sondern eckig - einen Schuss Lexus-Design mag man erkennen. Insgesamt ist das Auto, wie zuvor schon die C-Klasse, sehr viel kantiger und auffälliger ausgefallen als der elegante, fließend gezeichnete Vorgänger.

Kennzeichen sind neben dem neuen Antlitz die weit herumgezogene Motorhaube, die diese breiter wirken lässt, gleichzeitig aber der Seitenansicht einen zusätzlichen Spalt beschert. Auffällig ist auch die ansteigende Sicke, die sich auf Höhe der schräg angeordneten Türgriffe vom vorderen Radhaus bis über das hintere Rad erstreckt. Eine weitere Kante mit Zierleiste befindet sich unten auf den Türen und dem vorderen Kotflügel. Beide Linien verlaufen nach hinten ansteigend, aber nicht ganz parallel.

Dazu kommt ein prägnanter Hüftschwung über den hinteren Radhäusern, der als Reminiszenz an den "Ponton-Mercedes" von 1953 verstanden werden soll und sicher noch für einige Diskussionen sorgen dürfte. Prägend für das Heck selbst sind nunmehr zweitgeteilte, große und weit in die Flanken gezogene Rückleuchten. Sie sind je nach Version nur teilweise oder ganz in LED-Technik ausgeführt. Auch Tagfahrlicht (DRL) ist im Basismodell noch immer nicht serienmäßig; in der mittleren Ausstattungslinie gibt es runde Halogen-Tagfahrleuchten neben den ebenfalls runden Nebelscheinwerfern in der Frontschürze, das Topmodell trägt pfeilförmige LED-Spots; separate Nebelleuchten sind hier nicht vorgesehen, weil diese Funktion im aufwändigen "Intelligent Light System" integriert ist.

Von drei verschiedenen Ausstattungslinien kann Mercedes also trotz der anders vorgehenden Wettbewerber und der eigenen Geschichte abermals nicht lassen - immerhin aber davon, dies mit Schildchen am Kotflügel nach außen zu kommunizieren. Ein Fortschritt ist das dennoch nicht, denn einerseits finden sich die Schildchen nun auf der Mittelkonsole, und andererseits schreibt Mercedes stattdessen bei fast allen Modellen "BlueEFFICIENCY", das haueigene Modewort für Sparsamkeit, auf die Kotflügel. Die Ausstattungslinien differenzieren sich wie bisher durch Design-Details innen und außen, wobei "Elegance" und "Avantgarde" sich kaum unterscheiden lassen, wenn ersterer mit dem Lichtsystem (und damit den LED-Tagfahrleuchten) bestellt wird.

Motorseitig stehen nach wie vor Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Triebwerke zur Wahl, die ein Leistungsspektrum von 136 PS bis 525 PS abdecken. Einen V8-Diesel gibt es nicht mehr, die Erdgas-Variante jedenfalls vorerst nicht und ein Hybrid-Modell noch nicht.

Bei den Dieseln kommt der neue 2,2-Liter in drei Leistungsstufen zum Einsatz, die nur noch rund 5,3 Liter verbrauchen. Auch der V6-Diesel mit jetzt 231 PS ist sparsamer geworden. Bei den Benzinern bilden nun zwei 1,8-Liter-Vierzylinder mit Direkteinspritzung und Turboaufladung die Basis, die 184 respektive 204 PS leisten und ersterenfalls mit Start-Stopp-Automatik ausgerüstet sind. Hier und auch beim einzig verbliebenen Sechszylinder-Benziner und dem V8 sind die Verbrauchsangaben gesunken. Details zeigen die Tabellen:

Auch technisch hat Mercedes die E-Klasse in weiten Teilen neu entwickelt, die ausführlich darzustellen den Umfang eines solchen Artikels sprengen würden. Stichworte hierzu sind die serienmäßig adaptive Dämpfung, verbesserte Sitze, optimierter Allradantrieb für die V6- und V8-Modelle, weiterentwickelte Luftfederung, neue Klimaanlage, bessere Geräuschdämmung.

Ein großes Augenmerk lag zudem auf einem Thema, das in Zeiten von Wirtschaftskrise und Umweltdiskussion zu Unrecht in den Hintergrund gerückt ist: Sicherheit. Mercedes hat hier mit einer Vielzahl von Maßnahmen in passiver, vor allem aber aktiver Sicherheit einen großen Schritt nach vorne getan. Zu den noch im separaten Rahmen später vorzustellenden Maßnahmen gehören unter anderem ein Knieairbag, eine aktive Motorhaube, das bereits erwähnte Lichtsystem mit automatisch stufenlos zuschaltendem Fernlicht, Verkehrsschild-Erkennung, Müdigkeits-Detektion sowie Tote-Winkel- und Spurhalteassistenten.

Neu sind zudem der aus der S-Klasse bekannte, aber punkto Gefahrdarstellung optimierte Nachtsichtassistent und der Bremsassistent "Plus" mit automatischer Einleitung einer Vollbremsung im Falle eines unabwendbaren Unfalls. Auch wenn einige dieser Techniken schon von Konkurrenzmodellen bekannt sind, so fährt Mercedes mit der - nur zum Teil serienmäßigen - neuen Sicherheitsausstattung hier zweifellos voran.

Die neue Limousine, die der Autobauer wenig zurückhaltend der Oberklasse zuordnet, ist bereits seit diesem Montag bestellbar, die Händlerpremiere erfolgt im März. Der erste Blick in die Preisliste lässt ein uneinheitliches Bild zurück: Manche Varianten wie etwa der 250er-Diesel werden nur unwesentlich teurer, andere trotz gleichem Motor oder trotz weniger Zylindern dagegen merklich (Bluetec-Diesel, 204-PS-Benziner).

Das aber dürfte bei einem Auto wie der E-Klasse nur am Rande über den Erfolg entscheiden. Für Mercedes kommt es jetzt zuvorderst darauf an, ob die Kunden das Design - innen wie außen - goutieren. Prognosen scheinen schwierig, jedenfalls so lange das Auto nicht ausführlich in natura vor dem Auge gewirkt hat.
text  Hanno S. Ritter
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