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Neuer Pickup: VW Amarok |
Volkswagen |
Bald fünf Jahre nach der ersten Ankündigung und eineinviertel Jahre nach der Präsentation einer Studie
zeigt Volkswagen endlich den neuen Pick-up Amarok. Während das Design weitgehend bekannt war, liegen
nun auch Informationen zu Motorisierungen und Ausstattungen vor. Los geht es aber erst im Sommer 2010.
Was lange währt, wird endlich gut? Man darf VW wünschen, mit der nach T5, Caddy und Crafter vierten
Nutzfahrzeug-Baureihe Erfolg zu haben - schon weil es der erste in Deutschland entwickelte
(aber nicht gebaute) Pickup
der 1-Tonnen-Klasse ist.
Der Amarok - der Name stammt aus der Sprache der in Nordkanada und Grönland lebenden Inuit und bedeutet Wolf -
ist mit bis zu 5,25 Meter Länge ein großes Auto geworden. Er startet als Viertürer mit Doppelkabine, ein
"Single-Cab" soll im ersten Halbjahr 2011 nachgereicht werden. Das Design der auf einem Leiterrahmen ruhenden
Karosserie entspricht weitestgehend der 2008er-Studie - und damit dem aktuellen Marken-Look mit waagerechtem
Kühler und einem insgesamt ebenso austarierten und unspektakulären wie zeitlosen Auftritt.
Auch der Innenraum folgt dem bekannten VW-Look, wobei die einzelnen Komponenten aus unterschiedlichen
Baureihen stammen. Das Kombiinstrument mit dem digitalen Tankanzeige und dem fehlenden Kühlwasserthermometer
etwa entstammt dem Polo, die Mittelkonsole findet man in grundsätzlich ähnlicher Form in Golf Plus und Tiguan, wenn auch
im Amarok alles eine Nummer schlichter ausfällt.
Die Ladefläche wartet mit den größten Maßen der Klasse auf. Sie misst auf einer Ladehöhe von nur 52,5 Zentimetern
souveräne 2,52 Quadratmeter (L x B 1,555 x 1,62 Meter). Zwischen den Radkästen verbleiben 1,22 Meter, womit sich
erstmals bei einem Pickup dieser Größe Europaletten platzsparend quer laden lassen. Die Nutzlast beträgt 1,15
Tonnen, die maximale Anhängelast 2,8 Tonnen.
Zwei Diesel und drei Antriebsvarianten im Angebot
Motorseitig stehen zum Start zwei Diesel zur Wahl. An der Spitze steht ein Zweiliter-Triebwerk mit 163 PS Leistung
und 400 Newtonmeter Drehmoment - aber nicht das aus den Pkw bekannte Aggregat, sondern bereits dessen nächste
Ausbaustufe mit zwei Turboladern, wie es sie bisher und gerade erst nur im T5, dort aber mit 180 PS, gibt. Der
Motor wird auch in Passat & Co. eingesetzt werden, dort mutmaßlich 204 PS leisten und zu einem noch nicht
bekannten Zeitpunkt eingeführt. Im Amarok arbeitet wahlweise aber auch der bekannte 2,0 TDI, und zwar in einer
Variante mit 122 PS und 340 Nm. Die Kraftübertragung übernimmt jeweils ein manuelles Sechsgang-Getriebe,
automatische Alternativen stehen vorläufig nicht zur Wahl.
Für den Vortrieb stehen - je nach Markt unterschiedlich - drei verschiedene Konzepte zur Wahl: permanenter
Allradantrieb, zuschaltbarer Allradantrieb oder Heckantrieb. Die Grundversion hat Hinterradantrieb und richtet sich
vornehmlich an Kunden, die hauptsächlich die Karosserieform des Pickup schätzen. Die Variante mit zuschaltbarem
Allrad und einer roten "4" im 4MOTION-Schriftzug bedient sich der im Pickup-Segment bewährten Klauenkupplung.
Sie sorgt nach dem Einlegen per Tastendruck für einen starren Durchtrieb zwischen den Achsen. Für schwerste
Aufgaben gibt es zudem eine Geländereduzierung.
Die Verbrauchswerte sind in Anbetracht von Fahrzeuggröße und -gewicht durchaus positiv: Der stärkere Diesel
kommt auf 7,8 Liter, der schwächere auf 7,6 - jeweils in der Variante mit zuschaltbarem Allrad. Das
Tankvolumen beträgt 80 Liter. Eine Schaltempfehlungsanzeige ist Serie.
Beim Modell mit permanentem Allradantrieb, erkennbar an der schwarzen 4 im Schriftzug, verteilt das
Torsen-Differential die Antriebskräfte im Verhältnis 40:60 auf Vorder- und Hinterachse. Darüber hinaus
sorgen im schweren Gelände gezielte Bremseneingriffe dafür, dass stets das Rad mit der besten Traktion
die meiste Motorkraft erhält. Dieses Antriebskonzept wird mit einem besonders auf Komfort ausgelegten
Fahrwerk kombiniert. Für alle Antriebsarten ist eine Differentialsperre für die Hinterachse optional erhältlich.
Drei Ausstattungslinien, ESP nicht Serie
Drei Ausstattungslinien werden angeboten. Die Basisversion setzt auf rein mechanische Komponenten, mit manueller
Bedienung der Fensterheber, Türverriegelung und Spiegelverstellung. Der vordere Stoßfänger sowie die Griffe und
Spiegel sind unlackiert und damit für den harten Arbeitseinsatz prädestiniert. Serienmäßig sind u.a. 16-Zoll-Stahlfelgen,
höhenverstellbare Vordersitze, eine variabel klappbare Rücksitzbank und die Beleuchtung der Ladefläche.
Eine Nummer näher an dem, was die meisten westeuropäischen Kunden erwarten dürften, präsentiert sich der Amarok
Trendline. Bei ihm sind die Anbauteile in Wagenfarbe lackiert, Fensterheber, Türverriegelung und Spiegelverstellung
arbeiten elektrisch. Darüber hinaus sind ein CD-Radio, die halbautomatische Klimaanlage, Bordcomputer, Tempomat,
Nebelscheinwerfer und 16-Zoll-Aluräder serienmäßig an Bord. Im Topmodell Highline gibt es darüber hinaus diverse
Chromapplikationen innen und außen, in Wagenfarbe lackierte Radlaufverbreiterungen, die Platz für 17 Zoll
große Aluräder schaffen, sowie - motorisierungsabhängig - eine farblich abgesetzte Instrumententafel, eine
Klimaautomatik, Teillederausstattung und ein hochwertigeres Radio.
Alle Modelle verfügen wie der T5 über in die Außenspiegel integrierten Antennen, während VW sich bei den seitlichen
Blinkleuchten wie bei allen Nutzfahrzeugen außer dem von Mercedes adaptierten Crafter weiter zur Billig-Variante
im Kotflügel bekennt.
Eher bescheiden ist die Sicherheitsausstattung des Amarok, auch wenn VW insoweit von höchstem Niveau schwärmt und
die endgültige Konfiguration für Deutschland wohl noch nicht feststeht. Die jetzt gebauten Modelle verfügen
zwar über Offroad-ABS mit Bergabfahrassistent, Gurtstraffer und -warner vorne und elektronische Differentialsperren,
ESP und Kopfairbags werden aber nur optional geliefert.
Die Amarok-Produktion im argentinischen Werk "Pacheco" in Buenos Aires beginnt in diesen Tagen. Die Markteinführung in
Südamerika - neben Südafrika und Australien einer der wichtigsten Märkte für Pickups - beginnt im Frühjahr 2010. Europäische
Kunden sollen in der zweiten Jahreshälfte beliefert werden. Und erst im Vorfeld wird VW denn auch die Preise nennen.