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Nick Reilly verkündet |
Opel |
die Schließung des Opel-Werks Antwerpen |
Bei Opel geht es ans Eingemachte. Der Autobauer bestätigte heute zuvor vom Betriebsrat verbreitete Meldungen, wonach
das Werk in Antwerpen geschlossen werden soll, um Überkapazitäten abzubauen. In Deutschland steht der Abbau von 4.000
Jobs auf der Agenda.
"Wir sind uns der Tragweite bewusst, die diese Ankündigung für die Beschäftigten in Antwerpen und ihre Familien
hat und wir fühlen mit ihnen", sagte der neue Opel-Chef Nick Reilly auf einer Pressekonferenz am Mittag in Brüssel.
"Es ist keine leichte Entscheidung, diese Ankündigung zu machen. Vielmehr ist es die harte Realität der
derzeitigen Geschäftssituation."
Zur Begründung hieß es, der westeuropäische Fahrzeugmarkt werde im Jahr 2010 wahrscheinlich 1,5 Millionen Autos
weniger umfassen als 2009 und rund vier Millionen Fahrzeuge weniger als auf seinem Höhepunkt im Jahr 2007. Es
sei nicht zu erwarten, dass der Markt in naher Zukunft - wenn überhaupt - zu diesem hohen Niveau zurückkehren
werde. Dies führe zu einer erheblichen Überkapazität in der Industrie und "insbesondere bei Opel". Um die
langfristige Existenz des Unternehmens zu sichern, müssten die Kapazitäten um insgesamt rund 20 Prozent,
entsprechend etwa 350.000 Fahrzeugen, reduziert werden.
Im Hinblick auf die derzeitige Kapazitätsauslastung in allen europäischen Opel- und Vauxhall-Werken, dem geplanten
Produkt-Portfolio sowie den Vorgaben durch Zeitplanung und Finanzen sei die Schließung des Werkes Antwerpen der
folgerichtige Ansatz für das Unternehmen, hieß es. Die Produktion solle vorbehaltlich einer endgültigen Entscheidung
- möglicherweise soll die Ankündigung den Druck auf die belgische Regierung zu finanziellen Hilfen erhöhen - Mitte
des Jahres auslaufen, die Fabrik anschließend verkauft werden. Das ursprünglich für das belgische Werk vorgesehene SUV
auf Corsa-Basis soll nun aus Kostengründen in Korea produziert werden.
Die jetzige Ankündigung sei als erster Schritt eines grundsätzlichen Restrukturierungsplans zu verstehen, sagte Reilly,
der mit der lange erwarteten Entscheidung auf Konfrontationskurs mit der Belegschaft geht, die eigene Sanierungsbeiträge
vom Verzicht auf Standortschließungen abhängig gemacht hat. Der endgültige Plan werde Auswirkungen auf alle
Produktionsstätten haben und u.a. Kapazitäts- und Arbeitsplatzabbau beinhalten; "zum jetzigen Zeitpunkt" sei aber keine
weitere Werksschließung geplant. Man plane derzeit die Streichung von 8.300 Stellen in Europa, davon rund 4.000 in Deutschland,
sagte Reilly auf entsprechende Fragen.
Derzeit arbeiten noch gut 2.600 Mitarbeiter im Werk Antwerpen, das sind rund fünf Prozent der Opel/Vauxhall-Belegschaft
in Europa und noch gut ein Fünftel der Belegschaftsstärke aus den 1980er-Jahren. Sie fertigen die Dreitürer-, Cabrio-
und Kombi-Modelle des Astra. 2009 wurden dort nur noch 88.873 Opel Astra produziert, rund 96 Prozent der Produktion
waren für den Export vorgesehen. Opel baut den Astra außerdem in Illesmere Port (UK), Gliwice (Polen) und Bochum.
Gegründet wurde das Werk Antwerpen 1924 unter dem Namen General Motors Continental. Der erste Chevrolet wurde dort
im April 1925 gebaut. In früheren Zeiten liefen Modelle wie Manta, Ascona, Kadett und Vectra vom Band, auch wurden
in Antwerpen Komponenten gefertigt. Bis heute liefen in dem belgischen Werk nach Unternehmensangaben mehr als 13
Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge vom Band.
Die Pressekonferenz von Reilly steht unter dem nachfolgenden Link bei "Opel TV" als Videoaufzeichnung bereit.