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Neue E-Studie: VW Milano-Taxi |
Volkswagen |
Noch rund drei Jahre wird es dauern, bis Volkswagen ein Elektroauto auf den Markt bringt. Ausblicke
gibt es insoweit nach wie vor reichlich: Die bereits sechste Up-Studie ist ein Großstadt-Taxi, das
man in dieser Umsetzung schon lange vermisst haben mag.
Die in Grün und Schwarz gehaltene Zweifarblackierung der auf der Hannover-Messe vorgestellten Studie
wollen die Wolfsburger als eine Hommage an die Modemetropole Mailand verstanden wissen; dort waren die
Taxen einst in eben genau dieser Farbkombination lackiert.
3,73 Meter ist der kleine Van lang. Genauer: kurz, bedeutet die nüchterne Zahl doch nicht nur, dass
sich das Taxi kürzer streckt als ein Golf oder Polo, sondern sogar noch den VW Fox unterbietet.
Die Breite fällt mit 1,60 Metern ebenfalls zurückhaltend aus, die Höhe mit 1,60 Metern dagegen
großzügig.
Stilistisch dem heute als Kult bezeichneten Samba-Bus der 1950er-Jahre ähnlich, sind die
äußeren Dachbereiche (vorne und rechts hinten als Teil der Türen) transparent ausgeführt.
Dieses Designmerkmal, das VW in ähnlicher Form bereits 2007 bei der ebenfalls ähnlichen
Studie "space up blue" aufgegriffen hatte, sorgt zusammen mit einem Panorama-Glasdach für
ein helles Innenraum-Ambiente. Darüber hinaus werden die Gäste an Bord die zusätzliche
Blickachse auf die Architektur der Stadt zu schätzen wissen. In einem transluzenten Material
ausgeführt ist auch das über dem Glasdach angebrachte Taxi-Schild; der Taxi-Schriftzug
leuchtet grün, wenn der Wagen frei ist, rot im umgekehrten Fall und gar nicht, sobald Wagen
und Fahrer eine Auszeit nehmen.
Die eigentliche Besonderheit aber ist das Türkonzept. VW-Konzern-Designchef Walter De Silva hatte
dem umsetzenden Team unter VW-Chefdesigner Klaus Bischoff bereits früh aufgegeben, eine
Tür weniger als üblich einzuplanen. Genaugenommen sind es sogar zwei weniger als aktuell ein
deutsches Taxi aufweisen muss: Neben der konventionellen Tür auf der Fahrerseite öffnet sich das
Milano-Taxi rechts ausschließlich mit einem Portal, das nach vorne aufschwenkt.
Auch dahinter gibt es alles, nur kein klassisches Taxi-Konzept. Anstelle eines Beifahrersitzes
befindet sich ein Gepäckbereich, der ohne störende Ladekante zugänglich ist. Das Gepäck wird
mittels eines Bügels auf Knopfdruck fixiert. Hinter der Rücksitzbank gibt es nur noch ein
kleines Fach, das beispielsweise die Utensilien des Fahrers aufnehmen könnte. Die Passagiere
- mehr als zwei dürfen es wohl nicht sein - nehmen dort Platz, wo man im Taxi sowieso am
besten sitzt: hinten. Die Platzverhältnisse dort sind in punkto Fußraum gut (links) bis
üppig (rechts), in punkto Kopffreiheit sowieso besser als in klassischen Taxis.
Mittig im Fond neben der Sitzlehne des Fahrers befindet sich ein 8-Zoll-Touchscreen. Hier wird
nicht nur der Fahrpreis angezeigt, sondern gleichzeitig via Kartenleser die Möglichkeit zum
bargeldlosen Zahlen gegeben. Während der Fahrt können die Gäste zudem Informationen
zu Sehenswürdigkeiten entlang der Route, Navigationsdaten (Routenübersicht, Reststrecke
und Ankunftszeit), Wetterinfos sowie Datum und Uhrzeit abrufen. Darüber hinaus lässt sich hier
auch die Heizung/Klimaanlage für den Fond regulieren - eine Lösung, die Taxigäste schon längst
als überfällig empfinden.
Ein weiteres berührungsempfindliches Display gleichen Designs steht dem Fahrer zur Verfügung.
Taxameter, Türöffner für den Fahrgastraum, Bordrechner und Navigationssystem sind hier ebenso
integriert wie die Klimasteuerung, Taxifunk, Telefon und vieles mehr. Die Umsetzung erinnert
dabei nicht zufällig an das Prinzip des Apple iPhone. So lassen sich die Menüoberflächen der
Grundfunktionen auf dem Bildschirm verschieben, Zusatz-Applikationen laden und einzelne Anzeigen
mittels Wischgeste auf das kleinere Display im Kombiinstrument kopieren. Auch "offline"
hat sich VW Gedanken gemacht: Ein Trinkgeld-Schlitz ist im Auto etwa ebenso vorgesehen wie ein Platz für
den Glücksbringer des Fahrers.
Angetrieben wird das Milano-Taxi rein elektrisch. Der E-Motor leistet dauerhaft 50 kW (68 PS),
maximal sogar 85 kW (115 PS), und soll den immerhin 1,5 Tonnen schweren Cityvan bis auf 120
Kilometer beschleunigen können. Wichtiger ist, zumal bei einem Taxi, die Reichweite: Die unterflur
montierten Lithium-Ionen-Akkus mit 45 kW Speicherkapazität ermöglichen Fahrten bis zu 300 Kilometern,
verspricht Volkswagen vollmundig. Eine Schnellladung an einem Starkstrom-Anschluss, wie man ihn
an Taxi-Ständen um Welten leichter realisieren könnte als flächendeckend, dauert eine Stunde und
lädt die Batterie bis zu 80 Prozent auf.
Wenn die Taxi-Zukunft so aussieht, weckt sie schon virtuell Begehrlichkeiten. Nur ein speziell
konstruiertes Taxi ist ein gutes Taxi, ein derzeit üblicher VW Touran höchstens ein mittelgutes.