|
Schöner, sparsamer, besser: Neuer Mercedes SLK |
Daimler |
Auf der Messe in Detroit steht er dieser Tage nicht, aber er zeigt sich zumindest im Bild: Der neue Mercedes SLK
hat endgültig die Hüllen fallen gelassen. Die dritte Generation des Roadsters wird merklich schöner, deutlich
sparsamer, fraglos innovativer – und überschaubar teurer.
Wie der neue SLK mit der internen Bezeichnung R172 aussieht, ist keine Überraschung, ist der Roadster doch seit Monaten
Stammgast in den diversen Erlkönig-Rubriken - und zeigte sich im Dezember auch schon komplett unverhüllt in Bildern, die,
wie man so sagt, im Internet kursieren.
Der neue SLK ist bei konstantem Radstand von 2,43 Metern um drei Zentimeter auf gut 4,13 Meter Länge gewachsen und damit
immer noch etwas kürzer als ein VW Golf. Die Breite hat ebenfalls um rund drei Zentimeter auf 1,81 Meter zugenommen,
während die Höhe nur um unwesentliche fünf Millimeter ansteigt.
Wichtigstes gestalterisches Merkmal ist die Abkehr von der Formel-1-inspirierten Frontgestaltung, die dem auslaufenden Modell
den Spitznamen Nasenbär einbrachte, zugunsten des auffallend aufrecht stehenden Grills mit zentralem Stern, wie
er auch am neuen CLS und am SLS AMG zu sehen ist, den man ohne allzu viel Marketing-Verrenkungen als Reminiszenz
an den legendären 190 SL der 1950er Jahre ansehen kann und der als erklärtes neues Markengesicht noch weitere
künftige Mercedes-Modelle zieren wird.
Er, der Kühlergrill, wird flankiert von angenehm unaufgeregt gezeichneten Scheinwerfern mit integrierten
LED-Blinkern, die mutmaßlich und markentypisch etwas zu schnell blinken dürften. Das LED-Tagfahrlicht (TFL) sitzt
in der Frontschürze anstelle der Nebelscheinwerfer, deren Funktion - optional - das aus anderen Baureihen
bekannte Intelligent Light System mit seinen fünf verschiedenen Lichtmodi übernimmt. Wer kein Xenon bestellt,
muss mit der Doppelrund-Optik und dem Halogen-TFL in der Frontschürze leben, die man - selten - bei der E-Klasse
sieht. Trotz steiler und größerer Front sank der cW-Wert beim neuen SLK von 0,32 auf 0,30.
Der mittlere Bereich der nun wie die Kotflügel aus Aluminium gefertigten Motorhaube ist nun leicht nach innen
ausgespart anstelle der bisherigen Erhöhung. Apropos Kotflügel: Hier findet sich ein Lüftungsgitter
mit verchromter Finne - womit der SLK Anleihen am SL heutiger und früherer Tage nimmt. Ebenfalls augenfällig sind
die nun stehenden Außenspiegel, die breiteren, endlich glatten und komplett mit LED-Technik bestückten Heckleuchten
und der ausgeprägtere Bürzel am Kofferraumabschluss mit breiterer, aber nicht peinlich breiter Bremsleuchte.
Während Mercedes den etwas arg prägnanten, wenn auch markentypischen schwarzen Lufteinlässen in der Motorhaube treu
bleibt, zeugen zwei andere Neuigkeiten von jener Detailliebe, die Mercedes-Kenner in den letzten Jahren vermisst
haben mögen: Eine sog. Hohlkehle verbirgt die Kofferraumfuge, so dass sie nicht wie sonst bei ähnlichen
Dachkonstruktionen (oder beim Vorgänger) die Seitenlinie stört, und in punkto Antenne haben sich endlich die
Designer gegenüber den Controllern durchgesetzt: Sie ist so untergebracht, wie es sich für einen Roadster gehört -
unsichtbar.
"Zeitlose Ästhetik verkörpert Sportwagen-typische Sinnlichkeit", heißt es in den ersten Unterlagen von Mercedes,
die zeitlos klassische Form verkörpere "höchste Ästhetik und ist ein optisches Versprechen für Sportlichkeit
und Fahrspaß". So dick wollen wir naturgemäß nicht auftragen, aber durchaus konstatieren: Der SLK III ist merklich
sportlicher, ausbalancierter, erwachsener und klarer gezeichnet als der arg feminine "Nasenbär" - und demnach ein
würdiger Nachfolger des noch heute so schön anzusehenden Ur-SLK.
Auch das Interieur hat Mercedes mit mehr Lust gezeichnet. Erwähnenswert sind die nun vier kreisrunden Luftdüsen
à la SLS, die neu gestalteten Türöffner, die Multimediaeinheit mit separatem Display und höherer Funktionsvielfalt,
das unten abgeflachte Lenkrad, die optionale, an Porsche erinnernde Zentral-Analoguhr auf dem Armaturenbrett
und nicht zuletzt die wertigeren Oberflächen im Cockpit - gebürstetes Aluminium statt silberfarbenes Plastik an der
Mittelkonsole ist nun Standard.
Nicht zuletzt bietet der SLK als Weltpremiere das Panorama-Variodach mit "MAGIC SKY CONTROL". Auf Knopfdruck
wechselt das Glas zwischen komplett durchsichtig und stark getönt - womit ein Hauch von Maybach einzieht.
Als Basis allerdings liefert Mercedes weiterhin nur ein in Wagenfarbe lackiertes Dach, als Alternative zum "magischen"
Glas ist eine Version mit dauerhaft dunkel getöntem Glas erhältlich. Neu im Angebot ist ein sonnenreflektierendes
Leder, das die Aufheizung der damit bezogenen Oberflächen spürbar reduziert, und eine umfangreiche Ambientebeleuchtung;
die im Vorgänger eingeführte Nackenheizung AIRSCARF wurde von diesem übernommen.
Zur Markteinführung stehen zunächst drei Modelle zur Wahl. Die Basis bildet der SLK 200, angetrieben wie bisher
von dem Vierzylinder, der aus nur 1,8 Litern Hubraum 184 PS schaufelt. Die gleiche Maschine mit 204 PS arbeitet im
SLK 250 - die Modellbezeichnungen bei Mercedes sind ja schon seit einiger Zeit komplett fiktiv. Im Topmodell
arbeitet der 3,5-Liter-Sechszylinder mit 306 PS. Alle drei Varianten sind serienmäßig mit Start-Stopp-System
ausgerüstet, agieren nicht nur deswegen deutlich sparsamer als ihre Vorgänger und tragen den nach wie vor
überflüssigen Beinamen "BlueEFFICIENCY". Details zeigt die Übersicht:
Eine potente V8-AMG-Variante wird sicher folgen, ein SLK 250 CDI mit dem 204 PS starken Vierzylinder-Diesel höchst
wahrscheinlich, ein alternativ angetriebener Roadster tendenziell nicht.
Erstmals im SLK lieferbar sind neben dem erwähnten Scheinwerfersystem die Tempolimit-Erkennung mit dem arg
hochtrabenden Namen "Geschwindigkeitslimit-Assistent" und das vorausschauende Insassenschutzsystem PRE-SAFE sowie
die "PRE-SAFE Bremse", die bei einem drohenden Auffahrunfall autonom bremsen kann; serienmäßig ist die
Müdigkeitsüberwachung "Attention Assist".
Nach alledem darf man wohl getrost annehmen, dass der neue SLK vielen potentiellen Kunden den Kopf verdrehen wird,
zumal jedenfalls das Basismodell nur ein paar Hunderter teurer wird (siehe Übersicht). Bestellt werden kann bereits
ab kommenden Montag. Mercedes dürfte dann feststellen, dass sich Mühe in Design und Details in barer Münze auszahlt,
und die Konkurrenz speziell aus Ingolstadt und München, wo man mit Audi TT und BMW Z4 ebenfalls feine Roadster baut,
dass Mercedes wieder ein stärkerer Mitbewerber zu werden scheint.