Fiat
IAA-Premiere:
Der neue Fiat Panda
Die tolle Kiste wird immer toller: Generation 3 des Fiat Panda debütiert auf der IAA mit knackigerem Design,
mehr Platz, optimierter Sicherheit, verbesserten Verbrauchswerten und neuen Optionen.
31 Jahre ist es her, dass der Fiat Panda auf die Welt kam. Man erinnert sich an die Werbung der "tollen Kiste",
die "Camping"-Sitze, die dürre Instrumentierung, verschiedene richtungsgebundene Schlüssel für Türen und Heckklappe,
eine Heizung auf VW-Käfer-Niveau (also nur im Prospekt vorhanden), Griffmulden statt Türgriffe, ein dürres
Zweispeichen-Lenkrad, das bei mittlerem Frost gerne mal in der Mitte durchbrach, was aber egal war, da dann der
Motor sowieso oft den Dienst verweigerte - und an Rost, zu viel Rost.
Man erinnert sich aber auch an wunderbar eiszukratzende gerade Scheiben, die Rollfunktion der Rücksitzbank, das
unglaublich praktische Fach vor dem Beifahrer, und nicht zuletzt an ein Facelift, das nicht nur die zuverlässigen
Motoren aus der Fire-Serie brachte, sondern auch wesentlich mehr Korrosionsschutz.
Der Fiat Panda ist ein Auto, das Geschichte geschrieben hat - nicht so wie ein Flügeltürer-Benz, aber doch auf seine Art.
2003 kam Panda Nummer zwei, der trotz oder gerade wegen des polnischen Produktionsstandortes mit hoher Qualität überraschte,
ein unerwartet feines Armaturenbrett trug und wiederum mit Allradantrieb zu haben war. Ein Facelift gab es hier nicht, weil
Fiat zwischenzeitlich mit dem 500 und später mit der Chrysler-Allianz beschäftigt war, und umso größer fällt nun der Sprung
zur dritten Auflage aus.
Die ersten Bilder zeigen einen Panda, dessen Design geschärft wurde. Wo der Eindruck beim alten Modell immer zwischen
sachlich-praktsich und billig-primitiv pendelte, gibt sich der Neue nun betont freundlich-sympathisch. Elf Zentimeter ist er
länger geworden, bleibt mit 3,65 Metern aber noch im Kleinstwagen-Bereich zu Hause. Die Breite ist um fünf Zentimeter auf 1,59
Meter gewachsen, die Höhe wegen der integrierten dachreling um einen Fingerbreit auf 1,55 Meter gestiegen. Das Wachstum soll
den Passagieren und dem Kofferraum sowie der passiven Sicherheit zugute gekommen sein.
Wesentliche Merkmale sind die leicht konvex gestaltete Motorhaube und die in die Kotflügel gezogenen Scheinwerfer,
das separate Tagfahrlicht und die stärker ausgestellten Radhäuser. Die seitliche Silhouette bleibt im Grundsatz erhalten,
wobei das dritte Seitenfenster stärker als bisher betont wird. Die B-Säule ist nun schwarz gehalten, breite Schutzleisten
auf den Türen sorgen für einen knuffigen Effekt - und für das, was viele Autos nicht mehr bieten, eben den Schutz der Türen.
Weniger primitiv wirkende Außenspiegel und kompaktere, hochgesetzte Rückleuchten komplettieren den optischen Fortschritt.
Schade, dass Fiat den billigen, unsicheren und unpraktischen Klapptürgriffen die Treue hält - der 500 zeigt, dass es besser
geht.
Das Armaturenbrett ist eine moderne Interpretation des beim historischen Vorgänger angewandten Konzepts. Die Armaturentafel
umschließt als Einheit Lenkrad, Radio, die wichtigsten Schalter, die Lüftungsgitter und den Beifahrer-Airbag. Wie beim
Ur-Panda ist das Handschuhfach als geräumige Tasche ausgeführt, darunter gibt es auch noch ein geschlossenes Fach.
Es bleibt bei einem weit oben angeordneten Schalthebel, während die Mittelkonsole insgesamt nicht mehr so weit nach oben
ragt wie bisher.
Zwei klar gezeichnete Instrumente informieren über Geschwindigkeit und Drehzahl, Tankinhalt und Kühlwassertemperatur werden
jetzt digital signalisiert. Auf Wunsch liefert Fiat sogar ein Multifunktionslenkrad. Die leicht erhöhte Sitzposition und
große Fensterflächen sollen eine verbesserte Rundumsicht bieten.
Die Rücksitzbank kann geteilt umgeklappt sowie in der Länge verschoben werden. Bei Bedarf kann die Rückenlehne des
Beifahrersitzes komplett nach vorne geklappt werden und bietet dann die Fläche eines kleinen Tisches. Kombiniert mit
einer optionalen Cargobox für den Kofferraum ergibt sich eine nahezu ebene Ladefläche von der Heckklappe bis zum
Armaturenbrett, auf der auch lange Gegenstände transportiert werden können.
Motorseitig stehen vier Alternativen bereit. Die Basis bildet der neue 0,9-Liter-Zweizylinder "TwinAir" in der hier
erstmals eingesetzten Saug-Variante mit 65 PS, gefolgt vom Turbo-TwinAir mit 85 PS. Dazwischen rangier der bekannte
1,2-Liter-Vierzylinder mit 69 PS, der aus der erwähnten Fire-Baureihe stammt, im Gegensatz zum Zweizylinder aber
nicht mit Start-Stopp-System ausgerüstet ist. Und natürlich erhält der Fiat Panda, einst der nach Werksangaben erste
Kleinstwagen mit Dieselmotor, auch wieder einen ebensolchen: 75 PS leistet der 1,3-Liter-Multijet. Eine bivalente
Erdgasversion auf Basis des TwinAir Turbo mit 80 PS wird folgen, ein Elektro-Antrieb dagegen dürfte noch länger
ausbleiben.
Ebenfalls angekündigt sind bereits der Panda-typische Allradantrieb, das automatisierte Schaltgetriebe Duologic für die
TwinAir-Modelle und eine Kollisionswarnung mit Bremsfunktion für Geschwindigkeiten unterhalb von 30 km/h, ähnlich wie dies
VW im neuen up! anbietet.
Details zur Ausstattung liegen bisher ebensowenig vor wie zu Fahrleistungen und Verbrauchswerten. Klar ist lediglich,
dass es neben den vier Motoren die Wahl aus drei Ausstattungsvarianten, zehn Karosseriefarben, vier unterschiedlichen
Innenausstattungen, zwei Radkappen sowie zwei Leichtmetallfelgen (14 und 15 Zoll Durchmesser) geben wird und dass
künftig vier statt zwei Airbags und ISOFIX-Kindersitzbefestigungen im Fond Standard sein werden. Auch elektrische Fensterheber
vorne dürften serienmäßig sein, nicht aber die Servolenkung. Übernommen wird das optionale Glas-Panoramadach "Skydome".
Der neue Panda, der weiterhin ausschließlich als Fünftürer angeboten wird und jetzt auch fünf Sitzplätze bietet,
wird nicht mehr in Polen, sondern im Werk "Giambattista Vico" in Pomigliano D'Arco (nahe Neapel) auf einer komplett
neuen Produktionslinie gefertigt. Wenn die Qualität auch dort stimmt und wenn Fiat die niedrigen Grundpreise
halten wird, wie zu vermuten ist, dürfte der Panda auch in dritter Generation viele Freunde finden. 6,5 Millionen
hat(te) er schließlich schon. Und der Autor dieser Zeilen hat, notabene, seine erste legale Autofahrt im Panda
absolviert, lange bevor die tolle Kiste Thema in der Autokiste wurde.