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Sonntag, 13. Oktober 2024
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Facelift Audi A4: Vier gewinnt

Audi
Facelift für den
Audi A4
Keine zwei Wochen nach der Premiere des neuen 3er-BMW zeigt Audi den neuen A4. Neu bedeutet hier ein Facelift, das sowohl Design als auch Antrieb und Technik betrifft. Der erste Eindruck ist gut, größere Überraschungen bleiben aber aus. 2007 kam der aktuelle Audi A4 auf den Markt - höchste Zeit für eine Auffrischung. Die optischen Änderungen fallen dabei exakt so aus wie erwartet.

So trägt auch der A4 fortan den oben leicht angeschrägten Grill, wichtigstes Merkmal sind aber die Scheinwerfer, die sowohl in ihrer äußeren Form als auch und insbesondere in punkto Innenleben geändert wurden. Sie orientieren sich stärker am jüngst vorab aufgefrischten A5 und am A6, bleiben aber etwas zurückhaltender.

Das LED-Tagfahrlicht, das Audi auch künftig nur zusammen mit der empfehlenswerten, aber nicht ganz billigen Xenon-Technik liefert, ist nun nicht mehr punktförmig ausgeführt, sondern als homogenes Band. Jene Audi-Kritiker, die bisher gegen den "Christbaum"-Look lamentiert haben, müssen sich eine neue Umschreibung ausdenken. Kurven- und Abbiegelicht bleiben aufpreispflichtig - Audi kann es sich offenbar leisten, die Kunden hier schlechter zu behandeln als VW die eines Passat.

Neu gezeichnet wurde natürlich auch die Frontschürze, die nun einerseits eckige statt runde Nebelscheinwerfer integriert und eine schwächere Kante unterhalb der Scheinwerfer aufweist, vor allem aber im unteren Bereich weniger markant geformt ist - dass Audi hier mehr auf Eleganz statt Aufmerksamkeit setzt, mag überraschen. Die ersten Werksfotos geben aber noch Rätsel auf, weil die Waschdüsen für die bei Xenon-Licht obligatorische Scheinwerferwaschanlage nicht zu sehen sind.

Die Seitenlinie bleibt von überarbeiteten Räderdesigns abgesehen unverändert, wobei die seitliche Sicke auf Türgriffhöhe soweit erkennbar im vorderen Kotflügel etwas früher endet als bisher. Wesentliches Facelift-Merkmal am Heck sind natürlich abermals die Leuchten, deren innerer Teil bei der Limousine auf dem Kofferraumdeckel neu geformt ist. Dem ersten Eindruck nach ist Audi hier nicht unbedingt ein Fortschritt gelungen; der Avant behält die bisherige Form bei. Auch das Innenleben der Leuchten ist - abermals - aktualisiert und nimmt Anleihen an den größeren Modellen. Den auffällig-coolen LED-Doppelblinker von A5/A6/A7/A8 bekommen A4-Kunden jedoch nicht, LED-Technik bleibt gekoppelt an Xenon-Scheinwerfer.

Vier neue Lackierungen komplettieren die Änderungen. Auch das Basismodell rollt künftig auf Alurädern, die V6-Benziner-Topversion bekommt 18- statt 17-Zöller mit 245er- statt 225er-Reifen.

Im Interieur gibt es nur kleinere Neuerungen. So stehen neue Lenkräder mit Chrom- und Hochglanzeinlagen zur Wahl, das Sportlederlenkrad gibt es auch mit unten abgeflachtem Kranz. Die Lenkstockhebel und der Zündschlüssel sind überarbeitet, Hochglanzapplikationen und schmale Chromspangen an Bedienelementen setzen kleine Akzente. Das "große" Navi MMI plus kommt jetzt wie in anderen Baureihen mit vier statt acht Tasten aus, sein Lautstärke-Drehregler integriert eine Skipfunktion. Alle Interieurfarben - außer schwarz - sind neu abgestimmt. Das Programm der Bezüge ist ebenfalls überarbeitet, Leder Feinnappa ersetzt die Sorte Valcona.

Die neue, einteilige Kombiblende ist farblich dem Interieur angepasst, für die Dekoreinlagen stehen neue Varianten zur Wahl; ein besonderer Blickfang ist die Schichtholzeinlage Eicheholz Beaufort. Dass Fortschritt immer relativ ist, zeigt die Sitzheizung, die nun direkt per Taster statt über das Menü bedienbar ist, dafür aber nur noch drei anstelle von sechs Stufen aufweist. Weitere Verbesserungen verspricht Audi detailfrei für die Bedienung der Automatikgetriebe, der Klimaanlagen, des Fahrdynamiksystems "Audi drive select" und des Multifunktionslenkrads.

In punkto Fahrwerk hat Audi die Lagerung der Hinterachslenker und die Charakteristik der Dämpfer neu abgestimmt. In allen Modellen der A4-Baureihe kommt jetzt die elektromechanische Servolenkung zum Einsatz, die einerseits aktive Eingriffe bei Assistenzsystemen ermöglicht und andererseits schlicht energiesparender arbeitet als hydraulische Systeme; 0,3 Liter auf 100 Kilometer nennt Audi als Größenordnung.

Gesteigerte Effizienz ist natürlich überhaupt ein großes Stichwort. Alle A4 des neuen Jahrgangs werden sparsamer, in der Spitze um fast 20 und im Schnitt um immerhin elf Prozent. Sparmeister ist der A4 2,0 TDI mit 136 PS, sozusagen der Nachfolger des früheren "e"-Modells. Audi setzt hier auf ein sogenanntes Fliehkraftpendel im Zweimassen-Schwungrad, das die gewöhnlich im untertourigen Bereich auftretenden Vibrationen kompensiert. Diese vom BMW 320d "EfficientDynamics Edition" bekannte Lösung ermöglicht eine besonders niedrigtourige und damit sparsame Fahrweise. Die Limousine kommt so auf einen Normverbrauch von 4,2 Litern, womit der besagte und zudem stärkere BMW mit einem Zehntel führend bleibt. Tragisch und praxisrelevant ist das nicht, doch vielleicht mag man sich unter "Vorsprung durch Technik" noch etwas mehr Ehrgeiz vorgestellt haben.

Sichtbar wird dieser dafür beim 3,0 TDI mit 204 PS, der mit erstaunlichen 4,9 Litern Verbrauch der sparsamste Sechszylinder in seiner Klasse überhaupt ist. Das Topmodell erstarkt um fünf auf 245 PS und wird etwas später als einzige Variante auch wieder in einer sogenannten "clean diesel"-Ausführung mit EU6-Einstufung angeboten. Doch zurück zum beliebtesten Motor, dem Vierzylinder-TDI: Das Fliehkraftpendel setzt Audi auch bei einer neuen Version mit 163 PS ein, die auf 4,4 Liter kommt, und bei der um sieben auf 177 PS erstarkten höchsten Ausbaustufe, für die ein Verbrauchswert noch nicht vorliegt. Dies gilt auch für die beiden weiteren TDI mit 120 und 143 PS.

Bei den Benzinern bildet der 1,8 TFSI mit 120 PS die alte und neue Basis, gefolgt vom umfangreich überarbeiteten 1,8 TFSI, der jetzt auf 170 statt 160 PS Leistung und auf 320 statt 250 Newtonmeter Drehmoment kommt und sich dabei nur noch 5,6 statt 7,1 Liter genehmigt. Der Zweiliter-TFSI mit 211 PS bleibt unverändert; als Topmotor fungiert künftig der aus dem S4 bekannte 3,0 TFSI anstelle des 3,2 FSI. Er leistet 272 PS, im S4 weiterhin 333 PS.

Der 2,7 TDI wird erwartungsgemäß nicht mehr angeboten; über die Zukunft der E85-fähigen "flexible fuel"-Modelle ist noch nichts bekannt. Das Start-Stopp-System, bisher Standard nur für die Zweiliter-Motoren, ist künftig modellübergreifend serienmäßig. Der TDI mit 177 PS und Quattro-Antrieb ist erstmals auch mit Doppelkupplungsgetriebe S-tronic zu haben, ebenso der 3,0 TDI cd quattro.

Neuerungen gibt es erwartungsgemäß auch bei den Assistenzsystemen. So ist die Müdigkeitserkennung nun Serie, die "adaptive cruise control" funktioniert nun auch unterhalb von 30 km/h und leitet dort eine Vollbremsung ein, falls ein Auffahrunfall droht. Der Spurhalteassistent "lane assist" wird zum "active lane assist", was bedeutet, dass er bei drohendem Abweichen von der Fahrspur nicht mehr durch Lenkradvibrationen warnt, sondern automatisch leicht korrigierend in die Lenkung eingreift. Auf Autobahnen kann freihändig gefahren werden - was wir ausdrücklich nicht empfehlen und die Technik auch nur kurze Zeit akzeptiert.

Im übrigen verspricht Audi Optimierungen bei der Sprachbedienung und dem optionalen digitalen Radioempfang. Neu im Angebot ist als Ergänzung zur "MMI Navigation plus" das Bluetooth Autotelefon online. Unter dem Stichwort "Audi connect" holt es spezielle Dienste ins Auto, etwa die Google-Sonderzielsuche per Sprachbedienung oder die Navigation mit Earth- und Street-View-Bildern von Google. Integriert sind zudem die Echtzeit-Stauinfo "Audi Verkehrsinformation online" und ein WLAN-Hotspot.

Und die A4-Preise? Sie liegen bis auf einen Beispielwert für den 2,0 TFSI noch nicht vor. Der ist jetzt ab 35.425 Euro zu haben, das sind 475 Euro mehr als bisher. In ähnlicher Größenordnung dürften sich auch die sonstigen Aufschläge bewegen - die imagebewusste und zahlungskräftige Klientel wird es verschmerzen können, zumal die Erhöhung nicht nur mit subjektivem Mehrwert wie beim Design, sondern auch mit objektivem Fortschritt etwa bei vielen Motoren verbunden ist. Ob der A4 dann "vier gewinnt" gegenüber dem neuen Dreier-BMW und der ebenfalls aufgefrischten Mercedes C-Klasse behaupten kann, bleibt abzuwarten.
text  Hanno S. Ritter
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