Volkswagen
Neuer VW Golf VII:
Größer, markanter, leichter
Volkswagens Siebte, die siebte Generation des Golf, übernimmt im Oktober nach nur vier Jahren das Ruder. In der neuesten Auflage
wird der jahrzehntelange Bestseller leicht größer und gleichzeitig deutlich leichter. Das Design bleibt typisch Golf, zeigt aber
doch die ein oder andere Überraschung.
Seit seinem Debüt vor bald 40 Jahren ist der Golf ein unverwechselbares Auto. Es gehört zu den Geheimnissen seines Erfolges, dass Volkswagen
hier ein "fälschungssicheres" Original schuf. Über sechs Generationen wurde dieses Design gepflegt, perfektioniert und zum stilistischen
Spiegelbild seiner Zeit und der vielzitierten "Generation Golf".
Experimente in Konzept oder Design waren auch dieses Mal nicht gefragt. Evolution statt Revolution lautet also das Motto, und die VW-Kritiker,
die "langweilig!" und "spießig!" ausrufen werden, sind sicher dieses Mal mindestens so zahlreich vertreten wie früher. Dem Erfolg des Autos
wird das ebenfalls wiederum keinen Abbruch tun: Ein Golf soll eben gerade nicht weiter auffallen und polarisieren, sondern den Geschmack der
breiten Masse möglichst gut treffen, klassen- und zeitlos sein - ein Volkswagen im besten Sinne eben.
Gegenüber dem letzten Modellwechsel, der gerade einmal vier Jahre zurückliegt und letztlich mehr eine zwar ungewöhnlich große, aber doch nur
Modellpflege darstellte, ist der Golf dieses Mal nahezu bis zur letzten Schraube neu. Er basiert auf dem neuen "Modularen Querbaukasten", dem
perfektionierten Nachfolger der Plattformstrategie. Auf dem MQB, der wohl branchenweit führend ist, wird der Konzern mit den vier Hauptmarken
VW, Audi, Seat und Skoda über die Jahre rund fünf Dutzend Modellvarianten aufbauen, die in Design und Größe unterschiedlich sind, in wichtigen
Grundfakten aber identisch. Das spart Zeit und Kosten bei Entwicklung und Produktion.
In Sachen Design bleibt sich der Golf treu. Merkmale wie die breite C-Säule, die lange Dachlinie und die horizontalen Elemente
an Front und Heck wurden beibehalten bzw. sogar geschärft. So ist die C-Säule im Vergleich mit dem Vorgänger nicht mehr durch die
"Charakterlinie" unterbrochen, sondern wie beim Golf IV durchgehend "massiv" gestaltet, sogar der bisher runde Tankdeckel wurde
als Parallelogramm ähnlich wie im Touareg fein integriert, ist aber auch recht groß geraten.
Der MQB ermöglichte auch neue Proportionen. So wanderten die Vorderräder 43 Millimeter weiter nach vorne. Dadurch ist der vordere
Überhang kürzer und die Motorhaube gleichzeitig optisch länger. In der Folge bewegt sich die Fahrzeugkabine visuell nach hinten, wodurch
der sogenannte "Cab-backward-Eindruck" entsteht, den man sonst eher in höheren Fahrzeugklassen findet. Insgesamt ist der Golf VII etwas länger,
breiter und flacher geworden; wobei der Zuwachs sowohl an die Passagiere als auch an die Ladekapazität weitergereicht wurde. Details zeigt
die Übersicht:
Eine Schulterlinie wie bisher gibt es in diesem Sinne nicht mehr, stattdessen sitzt unterhalb der Türgriffe eine neue Kante. Apropos Türgriffe:
Die großen Griffe des Vorgängers, die auch der Passat trägt, mussten offenbar aus optischen Erwägungen kleineren Pendants weichen. Neu ist
eine zusätzliche Linie im seitlichen Dachverlauf. Die Heckleuchten sind weiterhin geteilt ausgeführt und mit einem Innenleben à la Tiguan
versehen. Gerüchte, wonach das Kennzeichen von der heckschürze in die Heckklappe wandert und es einen mittigen Modellschriftzug
geben wird, haben sich wie von uns erwartet nicht bestätigt.
Um den steigenden Anforderungen an Effizienz gerecht zu werden, musste der neue Golf eine umfangreiche Diät absolvieren. Im Ergebnis
vermelden die Ingenieure bis zu 100 Kilogramm weniger Gewicht - das ist, zumal aus Kostengründen auf Aluminium, Magnesium oder gar
Karbonfaser-Werkstoffe verzichtet werden musste, die Karosserie größer und die Ausstattung besser ist - ein hervorragendes Ergebnis.
Der Golf VII liegt damit auf dem Gewichtsniveau der Vor-Vor-Vorgängergeneration.
Dem Golf nach über 29 Millionen Exemplaren einen weiteren hohen Zuspruch der Kundschaft vorherzusagen, bedarf keines besonderen Mutes.
Abgesehen von Details wie dem vorderen Seitenfesnter und einem überfrachteten Lenkrad ist das Auto, das darf man wohl sagen, in vielen
Belangen nochmals besser geworden. Kurzum: Volkswagens Siebte klingt schön. Er läuft und läuft und läuft.
Außerdem bei Autokiste: