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Rücktritt angeboten: |
DaimlerChrysler |
Mercedes-Chef Eckhard Cordes |
Bei DaimlerChrysler überschlagen sich die Ereignisse. Nach dem überraschend angekündigten Rücktritt von
Konzernlenker Schrempp will einem Pressebericht zufolge nun auch Mercedes-Chef Cordes das Handtuch werfen.
Die Online-Ausgabe des Manager-Magazins berichtet am Nachmittag, Cordes habe den Aufsichtsrat gebeten, seinen
Vertrag ebenfalls zum Jahresende auslaufen zu lassen. Das Kontrollgremium habe sich Bedenkzeit
erbeten.
Cordes (54), erst seit Oktober 2004 in Nachfolge von Jürgen Hubbert, Mercedes-Chef, begründete dem Bericht zufolge
seinen Entschluss damit, dass er für die schwierige Sanierung von Mercedes-Benz uneingeschränkten Rückhalt des
Aufsichtsrats benötige, den er nun nicht mehr sehe. Cordes war selbst als Schrempp-Nachfolger als DaimlerChrysler-Chef
im Gespräch und offenbar auch Wunschkandidat von Schrempp.
In Stuttgart tagen derzeit Vorstand und Aufsichtsrat in Krisensitzungen. Gerüchte, wonach auch Aufsichtsratschef
Hilmar Kopper seinen Hut nehmen werde, wurde dementiert. Er bleibe vertragsgemäß bis April 2007 im Amt.
Analysten bezweifeln unterdessen, dass Schrempp das Unternehmen völlig freiwillig verlässt - sein Vertrag lief
noch bis ins Jahr 2008. Anhaltspunkte hierfür sind etwa fehlende Dankesformeln in der offiziellen Konzern-Mitteilung.
Zudem wird spekuliert, dass die Deutsche Bank, die ihren bisherigen gut zehnprozentigen Anteil an DC aus steuerlichen
Gründen noch dieses Jahr verkaufen wolle, massiven Druck ausgeübt habe. Bereits heute machte die Bank, deren ehemaliger
Vorstandschef jetzt DC-Aufsichtsratschef ist, Kasse: Rund 35 Millionen Aktien hat die Bank laut Manager-Magazin
für insgesamt mehr als 1,3 Milliarden Euro verkauft. Der DC-Anteil ist damit auf knapp sieben Prozent gesunken.
Der DC-Kurs war am Morgen zeitweise um mehr als zehn Prozent auf über 40 Euro gestiegen. Die Nachricht vom vorzeitigen
Rückzug Schrempps hat damit den Unternehmenswert um rund 3,7 Milliarden Euro erhöht.
Die Aktionärsschutzvereinigung DSW begrüßte unterdessen Schrempps Rücktritt. "Der Traum von Herrn Schrempp, einen
weltumspannenden Konzern zu schaffen, ist schon lange gescheitert. Die Zeche hierfür haben die Aktionäre gezahlt",
sagte DSW-Chef Ulrich Hocker. Immerhin habe der Manager mit dieser Entscheidung "endlich das Kursfeuerwerk ausgelöst,
das er den Aktionären schon beim Zusammenschluss von Daimler Benz und Chrysler versprochen hatte."
Schrempp schrieb in einem Brief an einige Chefredakteure, mit Ablauf des Jahres gehe eine "schöne und wertvolle Zeit"
zu Ende. Er sei dankbar, die Leitung dieses "großartigen Unternehmens" in einer guten Phase der Entwicklung übergeben
zu können. Nun würden andere interessante Aufgaben auf ihn warten.
Konkreter wurde der charismatische Manager nicht. In einer Telefonkonferenz beteuerte er erneut, es sei jetzt
ein idealer Zeitpunkt zum Rückzug. Schrempp: "Ich bin ein wirklich glücklicher Mann". Schrempp verzichtet
nach Konzernangaben nicht nur auf eine Abfindung, sondern auch auf ein Aufsichtsratsmandat oder den sonst üblichen
Beratervertrag.