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Überarbeitet: BMW Fünfer-Reihe |
BMW |
Dreieinhalb Jahre nach der Einführung spendiert BMW der 5er-Reihe eine große Modellpflege. Neben äußerlichen Design-Retuschen
mit LED-Rücklichtern und einem aufgewerteten Interieur sollen neue Assistenzsysteme und überarbeitete Motoren für
wiederkehrendes Käuferinteresse sorgen. Sympathisch macht sich BMW aber vor allem mit Verbrauchssenkungen –
deutlich und auf breiter Front.
Im Design bleibt die Modellpflege weitgehend zurückhaltend. An der Front bestimmen neue Klarglas-Scheinwerfer mit
verchromtem Innenleben, Tagfahrlicht in den Corona-Ringen und transparenten Lamellenverblendungen, mit denen die
Blinkleuchten kaschiert werden, zusammen mit einer neuen Schürze das Bild.
Diese verzichtet im Lufteinlass fortan auf die wie hängende Mundwinkel wirkende Gestaltung. Stattdessen weisen die
Enden nach oben; eine zentrale, horizontale Chromleiste sorgt für den Erkennungseffekt und eine optische Betonung der
fahrzeugbreite. Die Nebelscheinwerfer befinden sich jetzt hinter Klarglas; ein verfeinertes Gitter am Lufteinlass
reduziert die Durchsicht, stattdessen wird der Blick direkt auf die Scheinwerfer sowie zur BMW-Niere des Kühlergrills
gelenkt. Diese ist jetzt am unteren Ende nicht mehr zurückversetzt platziert, sondern befindet sich auf einer Ebene mit
den Flächen der Frontschürze. Stärkeren Glanz erhält sie bei allen Acht- und Sechszylindervarianten durch eine
Chromeinfassung der Längsverstrebungen.
In der Seitenansicht gibt es eine neue Lichtkante am Schweller, am Heck im Bereich der Schürze. Wichtiger sind hier die
Neuerungen in den jetzt ebenfalls klar verglasten Leuchteinheiten: Bei Schluss- und Bremslicht kommen künftig fünf
schräg nach außen oben verlaufende LED-gespeiste Lichtleiter zum Einsatz, wie man sie in ähnlicher Form bereits von
anderen BMW-Modellen kennt. Die Blinker verfügen künftig über LED-Technik, wie sie die beiden Hauptwettbewerber
aus Stuttgart und Ingolstadt nicht bieten können, was gerade bei Audi verwundert. Wer sich an die entsprechende Lösung
im alten 3er-Coupé und -Cabrio erinnert, weiß, wie gut LED-Blinker wirken.
Neue Außenfarben und Aluräder ergänzen die optischen Maßnahmen. Bei der Limousine kommt au außerdem eine stärker (nicht
weicher, wie diverse Autozeitschriften vorab kolportiert hatten) geformte Mulde für das Kennzeichen zum Zuge, beim
Touring ein nochmals vergrößertes Panorama-Glasdach als Extra.
Im Innenraum gibt es neue Materialien an Armaturenbrett, Klimabedieneinheit und insbesondere an den nun zweifarbigen
Türverkleidungen, die auch sonst leicht umgestaltet wurden und über größere Taschen verfügen. Auf der Mittelkonsole
steht im vorderen Bereich nun ein offenes Ablagefach zur Verfügung, weil der Aschenbecher verlegt wurde.
Aus dem X5 bekannt sind der neue, höchst auffällige Wählhebel alias "elektronsicher Gangwahlschalter" sowie die acht
separaten Tasten zur leichteren Steuerung des oft gescholtenen und hier überarbeiteten iDrive-Bediensystems. Dessen
Monitor verspricht jetzt eine neue Darstellung und eine bessere Ablesbarkeit bei verschiedenen Lichtverhältnissen.
Neue Lederqualitäten und -farben sowie neue Zierleisten am Armaturenbrett vervollständigen die Aufwertungen im Detail.
Motorseitig gibt es insgesamt neun Aggregate, die entweder neu oder deutlich überarbeitet sind und denen BMW den
im Wettbewerbsvergleich jeweils geringsten Verbrauch nachsagt. Möglich wird dies durch unterschiedliche Maßnahmen.
Dazu gehören die Brake Energy Regeneration, mit der die Erzeugung von Strom für das Bordnetz auf die Schub- und
Bremsphasen konzentriert wird, eine Schaltpunktanzeige, die das verbrauchsgünstige Fahren bei den handgeschalteten
Versionen unterstützt, Gewichtsreduzierungen bei den Motoren sowie die aktive Steuerung von Brems- und Kühlluftklappen
zur Verbesserung der Aerodynamik-Werte.
Die bedarfsorientiert gesteuerte elektrische Kühlmittelpumpe beansprucht erheblich weniger Leistung als eine herkömmliche
Pumpe und sorgt dafür, dass der Motor früher seine Betriebstemperatur erreicht. Bei Nichtbenutzung der Klimaanlage wird
ihr Kompressor abgekoppelt und dessen Schleppmoment so auf ein Minimum reduziert. Weitere Maßnahmen sind ein
dünnflüssigeres Öl für die Servolenkung und ein schneller warm werdendes
Hinterachsdifferential.
An der Spitze stehen die Achtzylinder mit unverändert 367 (4,8 Liter Hubraum im 550i) bzw. 306 PS (4,0 Liter, 540i),
die nun je nach Variante und Getriebeart zwischen 0,1 und 0,7 Liter weniger verbrauchen - der 540i mit Automatik
erstmals unter der Zehn-Liter-Grenze (9,7). Die drei Sechszylinder in 523i, 525i und 530i mit 190, 218 und 272 PS
sind jetzt Direkteinspritzer; hier fällt der Verbrauchsrückgang nochmals deutlicher aus, etwa um fast 20 Prozent von
9,3 auf 7,5 Liter beim 530i Automatik. Auch die anderen Versionen werden um mindestens 1,1 Liter im Mittel sparsamer.
Wer glaubt, solche Potentiale seien nur noch bei Benzinern möglich, wird von BMW eines Besseren belehrt: Die
selbstzündenden Sechszylinder sind mit jetzt 286, 235 und 197 PS nicht nur stärker als bisher, sondern auch sparsamer:
6,8, 6,4 und 6,2 lauten die durchschnittlichen Verbrauchswerte, was Senkungen zwischen zwölf und nicht weniger als 17
Prozent entspricht - oder anders gesprochen etwa einer Ersparnis von rund einem Liter gegenüber den beiden
vergleichbaren Mercedes-Modellen E 280 CDI und E 320 CDI. Der 163 PS starke 520d - weiterhin einzigster Vierzylinder
der Baureihe - bleibt allerdings unverändert.
Im 535d serienmäßig, sonst optional steht die neu abgestimmte, schnellere Sechsgang-Automatik zur Wahl. Als zusätzliche
Alternative zur Handschaltung feiert in den Modellen 550i, 530i, 535d und 530d ein sogenanntes "Sportautomatikgetriebe"
seine Premiere. Es ermöglicht eine noch sportlichere Form der Gangwahl im manuellen Modus.
Das sind aber noch nicht alle Neuheiten, die die Münchner ihrer Mittelklasse spendieren: So sind die Bremsen fortan
separat pro Rad elektro-hydraulisch gesteuert, was an das unselige, inzwischen weitgehend abgeschaffte Mercedes-System
erinnert, das ESP um die Funktionen Fadingausgleich, Anfahrassistent, Trockenbremsen und Belags-Voranlegen erweitert.
Der Allradantrieb und dessen Vernetzung mit dem ESP soll besser abgestimmt und dadurch spontaner in der
Regelungsaktivität sein. Zum Kurven- gesellt sich künftig Abbiegelicht.
"BMW Individual High End Audiosystem" ist der Name des neuen Topgeräts in punkto Unterhaltung, das nicht weniger als
825 Watt Ausgangsleistung und 16 Lautsprecher bietet. Ein optionaler USB-Anschluss soll in allen Audiosystemen künftig
die vollständige iPod-Integration ermöglichen. Auch die Navigationssysteme zeigen sich überarbeitet. So ermöglicht
das günstigere "Business"-System jetzt auch eine Kartendarstellung, die teurere Variante kann mit einer
Ganzwort-Spracheingabe kombiniert werden.
In punkto Sicherheits- und Assistenzsysteme legt BMW ebenfalls nach: Zu den bereits bisher erhältlichen Komponenten
wie Aktivlenkung, Fernlichtassistent, Head-up-Display und Nachtsichtsystem kommen nun ein Tempomat mit Bremsfunktion,
eine aktive Geschwindigkeitsregelung mit automatischer Abstandsregelung und Stop&Go-Funktion und schließlich eine
Spurverlassenswarnung, der BMW bisher interessanterweise weder eine englische Bezeichnung noch eine "coole" Abkürzung
spendiert hat.
Das System identifiziert Kursabweichungen und signalisiert diese dem Fahrer über Vibrationen im Lenkrad; wesentlicher
Bestandteil ist neben der "Blackbox" eine 50 Meter weit "sehende" Kamera an der Frontscheibe, die auch nachts in
Kombination mit Abblendlicht funktionieren soll.
Zuletzt - Sie ahnen es - ein Blick auf die Preise. Sie beginnen künftig bei 37.250 Euro für den 520d und enden bei 62.700
Euro für den 550i. Die Allrad-Varianten kosten jeweils 2.600 Euro mehr, die Touring-Modelle 1.500 (523i, 525i, 525xi,
530i) bzw. 2.500 Euro. Dies entspricht Aufschlägen zwischen rund 400 und knapp 1.000 Euro. Dennoch: Der 5er hat im
Zuge der Modellpflege, so viel lässt sich schon vor der Markteinführung am 24. März 2007 sagen, merklich gewonnen.