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Donnerstag, 25. April 2024
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Neue Sitzvarianten, Farben und Motoren / Auch ohne Allradantrieb erhältlich

Mercedes R-Klasse: Zweiter Anlauf

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Mercedes R-Klasse
DaimlerChrysler
Das Auto gehört zu jenen bisweilen zweifelhaften Bemühungen von Mercedes, jede noch so entfernte Nische im Programm zu schließen – doch bei der R-Klasse hat das nicht recht geklappt. Doch noch geben die Stuttgarter nicht auf: Das R-eisemobil bekommt ein kleines Facelift und neue Sitzkombinationen. Mit neuem Einstiegsmotor und Heckantrieb fallen zudem die Preise. Bisher war die erst im Herbst 2005 eingeführte R-Klasse entweder ein reiner Viersitzer oder verfügte über sechs Sitze in 3x2-Konfiguration, wobei die hinterste Reihe zuvorderst für Kinder in Frage kam - ein Konzept, das nicht jedem Interessenten eingeleuchtet hat.

Nun schafft Mercedes jene Flexibilität, auf die anfänglich verzichtet worden war: Statt des Viersitzers gibt es auch eine fünfsitzige Variante, mit einer konventionellen Rückbank in zweiter Reihe. Das ist, etwa bei einer Familie mit drei Kindern, vor allem im Hinblick auf das Laderaumvolumen von Bedeutung, das bisher durch die dritte Sitzreihe massiv eingeschränkt war. So fasst das Gepäckabteil nun bei den Versionen mit kurzem Radstand bei dachhoher Beladung insgesamt 939 Liter, die Modelle mit langem Radstand bieten ein Ladevolumen von 1.118 Litern.

Sollte der mittlere Fondsitz nicht benötigt werden, lässt er sich mit wenigen Handgriffen in eine Mittelarmlehne verwandeln. Wichtig für die angesprochenen Familien ist dabei, dass auch bei voller Bestuhlung drei Kindersitze nebeneinander montiert werden können - beileibe keine Selbstverständlichkeit in vielen Autos. Allerdings verfügen nur die äußeren Plätze auch über ISOFIX-Befestigungen. Die zusätzlichen Sitze im Kofferraum sind weiterhin erhältlich und machen das Auto dann auch zu einem Siebensitzer.

Auch mit der neuen Sitzplatzverteilung in der Fahrzeugmitte bleiben Komfortfunktionen wie Längsverstellung und "EASYENTRY" für den Zugang zu den hinteren Plätzen erhalten. Alle Sitze im Fondbereich können einzeln umgeklappt werden, dann ergibt sich eine völlig ebene Ladefläche. Die bis dato obligatorische 4+2-sitzige Ausführung ist weiterhin auf Wunsch lieferbar.

Von innen nach außen: Weniger für neue Aufmerksamkeit als vielmehr für einen unterbewusst stimmigeren Auftritt sorgen kleinere Retuschen. So verfügen nun alle Modelle serienmäßig über das bisher satte 3.500 Euro teure AMG-Stylingpaket, bestehend aus einer modifizierten Front- und Heckschürze. Alle Sechszylinder-Versionen erhalten 18 statt 17 Zoll große Räder, der R 500 rollt künftig gar auf 19-Zöllern. Schließlich stehen mit "Calcitweiß", "Sanidinbeige" und "Periklasgrün" drei neue Außenlacke zur Wahl.

Motorseitig sorgt Mercedes ebenfalls für frischen Wind - und das einmal nicht durch eine Ergänzung nach oben, sondern nach unten: 280 lautet nun auch bei den Benzinern die Bezeichnung der antriebsseitigen Basis. 231 PS leistet der Sechszylinder, beschleunigt das Auto in ausreichenden 9,6 Sekunden auf Tempo 100 und verbraucht 10,9 Liter im Mittel, was allerdings nur auf den ersten Blick ein Fortschritt ist: Der 350er mit 272 PS verbraucht 11,5 Liter durchschnittlich - doch dieser Wert gilt für das allradgetriebene Modell.

Künftig ist nämlich der Allradantrieb nicht mehr überall obligatorisch. So sind der 280er-Benziner ausschließlich und die Varianten 2870 CDI und 350 auch als reine Hecktriebler erhältlich; der beliebte 320 CDI bleibt dagegen an die Allradtechnik gekoppelt. Die Umstellung mag allerdings höchstens ansatzweise erklären, warum Mercedes seit einiger Zeit das "4MATIC" auch noch prominent auf den Kofferraum schreibt, ist dies doch bei der verwandten, weiterhin stets allradgetriebenen M-Klasse neuerdings ebenso der Fall. Nicht zuletzt ist nun auch der kleine Diesel mit langem Radstand erhältlich.

Der R 500 als - vom sündhaft teuren R 63 AMG mit 510 PS abgesehen - Topmodell der R-Klasse erhält nun den aus anderen Baureihen bekannten Achtzylinder mit 5,5 Litern Hubraum, der 388 PS leistet. Trotz des Zuwachses um satte 82 PS verspricht Mercedes einen um "bis zu sieben Prozent" geringeren Verbrauch. Beim Gesamtdurchschnitt sind es freilich nur vier Prozent (13,0 statt 13,5 Liter).

In punkto Ausstattung sind lediglich zwei Details neu: So wird die kleinere Klimaautomatik "THERMATIC" zur Schadstoffreduktion der Innenraumluft mit einem Kombifilter ausgerüstet. Das Handschuhfach bietet nun einen AUX-IN-Anschluss für externe Audio- oder Entertainmentgeräte.

Wie bisher sind alle Modelle mit Ausnahme des R 500 stahlgefedert; allerdings erhalten alle siebensitzigen Varianten die sonst optional verfügbare Luftfederung serienmäßig. Damit dürfte der noch nicht veröffentlichte Siebensitzer-Aufpreis deutlich ausfallen. Andererseits wird der Einstieg in die R-Klasse durch den neuen Benziner und den Entfall des Allradantriebs rund 3.500 Euro günstiger als bisher. Der deutlich gestärkte 500er wird 2.440 Euro teurer; bei den anderen Modellen hat Mercedes die Preise stillschweigend um 298 Euro gesenkt.

Ob das bei dem Auto, das die Mercedes-PR-Leute neuerdings übrigens statt "Grand Sports Tourer" nur noch "SUV-Tourer" nennen, für einen sozusagen ersten Frühling bei den Verkaufszahlen reicht, bleibt abzuwarten.
text  Hanno S. Ritter
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