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Mittwoch, 11. Dezember 2024
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Showcar mit 650 PS starkem Zwölfzylinder für die GTI-Fangemeinde

VW Golf GTI W12-650: Showtime am Wörthersee

Siehe Bildunterschrift
Bild anklicken für Großansicht 12 Zylinder, 650 PS:
Golf-GTI-Showcar
Volkswagen
Nicht nur Audi hat sich am Himmelfahrts-Wochenende am legendären Wörthersee-Treff in Szene gesetzt, sondern auch VW selbst. Die Wolfsburger erwiesen der GTI-Fangemeinde die Ehre – mit einem Mittelmotor-Golf, rund drei Mal so stark wie das aktuelle Serienmodell. Vom stärksten Golf aller Zeiten ist mit schöner Regelmäßigkeit die Rede - bei den vielen Tunern, die das letzte bisschen aus den Motoren herauskitzeln, aber auch bei VW selbst, wo nicht nur der GTI im Laufe der Jahre von 110 auf aktuell 230 PS erstarkte und nebenbei mit den R-Modellen noch potentere Versionen auf die Räder gestellt wurden.

Der Golf vom Wörthersee-Treffen 2007 aber schlägt sie alle um ein Vielfaches und dürfte nur noch schwer zu toppen sein. Das Auto wird von einem aus dem Phaeton entlehnten Sechsliter-Zwölfzylinder-Motor angetrieben, der es hier auf nicht weniger als 650 PS bringt. "Golf GTI W12-650" lautet denn auch die kryptische Bezeichnung der weißen Flunder, die fahrbereit, aber natürlich ein reines Showcar ist.

Es ist dabei nicht nur der stärkste Golf aller Zeiten, sondern auch der breiteste und natürlich der schnellste: Wenn die beiden Turbolader dem Sechsliter die Sporen geben, die Sechsgang-Automatik die 750 Newtonmeter an die fast 30 Zentimeter breiten Walzen der Hinterachse weiterleitet, dann kann der Tachozeiger die 100er-Markierung nach 3,7 Sekunden erreichen - exakt der Wert, den auch ein Porsche Carrera GT oder der Mercedes SLR vorweisen können. Theoretisch würde der Golf damit selbst einen Porsche 911 Turbo (3,9 Sekunden) abhängen können, und zwar nicht nur im ersten Sprint: Wenn der Porsche bei Tempo 310 an seine Grenzen stößt, zieht der W12-650 vorbei. Erst bei 325 km/h verharrt die Tachonadel.

Der technische Aufwand ist naturgemäß immens, und das nicht nur, weil der mächtige Zwölfzylinder nicht unter die Golf-Haube passt. Stattdessen sitzt das Aggregat vor der Hinterachse und macht den GTI zum Mittelmotorsportwagen. Die Achsen wurden 70 Millimeter weiter in die Karosserie "geschoben"; die Ausschnitte der Radhäuser und die Radläufe werden so wie bei einem Coupé zu Bestandteilen der Schulterpartie. Hinten ist das Showcar auf jeder Seite um 80 Millimeter breiter; die Höhe sinkt dagegen um acht Zentimeter auf 1,42 Meter.

"Unsere größte Herausforderung", so VW-Designchef Bischoff, "war es, den Mittelmotor mit ausreichend Luft zu versorgen, ohne dabei die Silhouette des GTI zu verwässern. Zudem musste bei einem derart schnellen Wagen für ausreichend Abtrieb an der Hinterachse gesorgt werden. So wurden in Sachen Motorbelüftung die C-Säulen "freischwebend" ausgelegt; die hinteren Seitenscheiben laufen derweil nach innen. So entstanden zwischen den Scheiben und den C-Säulen links und rechts zwei Kanäle, durch die Luft zum Motor strömt. Den Rest holt sich der W12 vorn durch den riesigen Kühler und seitlich über die Lufteinlässe der Schweller. Das Kohlefaser-Dach ist quasi Teil eines riesigen Diffusors - ein die Linien störender Dachflügel konnte vermieden werden.

Im Interieur wurden die Leder-Alcantara-Bezüge der Schalensitze neu gestaltet. Drei runde Zusatzinstrumente auf dem mittleren Bereich der Armaturen erinnern ebenfalls an den Ur-GTI. Aus dem Rennsport übernommen wurden die transparenten "Flip-up-Schalterabdeckungen" für Zentralfunktionen wie das abschaltbare ESP. Modifiziert ist auch die Mittelkonsole; anstelle des Handschuhfachs ist ein Feuerlöscher montiert. Aus Gewichtsgründen komplett "gestrippt" wurden die Türverkleidungen; hier kommen Gitter zum Einsatz, die Einblicke in das Innenleben der Türmechanik gewähren.

Eingefleischte GTI-Fans mit sehr dickem Bankkonto dürfen respektive müssen das Projekt ebenso rational betrachten wie die Umweltverbände: Der W12-650 ist ein Showcar, nicht mehr und nicht weniger. Oder, wie seine Erbauer es formulieren: "Der Sportwagen ist eine Verneigung vor den GTI-Freunden, jenen Menschen, durch die der GTI zum Mythos wurde". Und das waren in all den Jahren immerhin fast 1,7 Millionen - ziemlich genau jeder 15. Golf ist ein GTI.
text  Hanno S. Ritter
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