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Kooperation: Daimler und |
Hersteller |
Renault/Nissan rücken zusammen |
Daimler und die Renault/Nissan-Allianz haben wie erwartet eine weitreichende Kooperation vereinbart. Sie umfasst
die gemeinsame Entwicklung und Fertigung im Bereich der jeweiligen Kleinstwagen, einen Austausch bei Motoren
und leichten Nutzfahrzeugen sowie eine geringe Überkreuzbeteiligung.
Die wesentlichen Eckpunkte der Übereinkunft waren schon seit Tagen bekannt geworden, heute nun haben beide Konzerne
die Pläne auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Brüssel vorgestellt. Übergreifendes Ziel ist es, Entwicklungskosten
zu sparen, Synergien zu nutzen und für verbesserte Auslastung zu sorgen.
Smart und Twingo werden Schwestermodelle
Konkret wurden mehrere Projekte vereinbart, die umgehend begonnen werden sollen. Der wichtigste Plan bezieht sich
auf eine neue Kleinstwagen-Familie. So sollen der überfällige Nachfolger des Smart Fortwo und der des Renault Twingo
gemeinsam entwickelt werden. Hierbei wird für beide Modelle die Heckantriebs-Plattform von Smart genutzt. Es soll auch
wieder ein viersitziger Smart entwickelt werden, der aber offenbar nicht so lustlos umgesetzt werden soll wie der
seinerzeit von Mitsubishi adaptierte Forfour, sondern sich in Größe, Design und eben Heckmotor-Layout an den Markenwerten
orientieren dürfte.
Das Smart-Werk im französischen Hambach wird wie gehabt den Zweitürer als Fortwo und Twingo produzieren, während Renault
in Novo Mesto, Slowenien, die jeweiligen Viersitzer bauen wird. Die Markteinführung soll im Jahr 2013 beginnen und
dann bereits auch elektrische Varianten bieten. Im übrigen werden neue Benzin- und Diesel-Motoren zum Einsatz kommen,
sowohl Drei- als auch Vierzylinder. Sie werden von Renault/Nissan gefertigt und sollen auch die kommende Generation von
"Premium-Kompaktwagen" bei Mercedes antreiben, also A- und B-Klasse mit ihren zahlreich geplanten Derivaten.
Daimler, Renault und Nissan wollen zudem bei weiteren zukünftigen Benzin- und Dieselmotoren zusammenarbeiten. Sie
sollen gemeinsam entwickelt und in noch zu bestimmenden Produktionswerken gefertigt werden. Daimler wird zudem
Vier- und Sechszylinder-Aggregate (Benziner und Diesel) aus seinem aktuellen Antriebsportfolio an die Nissan-Edelmarke
Infiniti liefern.
Mercedes bezieht Stadtlieferwagen und kleine Nfz-Motoren von Renault
Die ménage à trois umfasst außerdem den Bereich leichter Nutzfahrzeuge. Hier will Mercedes ab 2012 ein neues Einstiegsmodell
auf den Markt bringen, das vom Renault Kangoo abstammt und auch bei Renault gebaut wird. Es wird aber nicht das Erbe des
glücklosen Vaneo antreten, sondern kommerziell als Stadtlieferwagen ausgelegt sein. Die beiden Partner haben zudem den
Austausch einzelner Motoren und Getriebe vereinbart. Hier wird Mercedes zunächst einen kleinen Diesel nebst Getriebe
von Renault für den Vito beziehen.
Man stärke mit dieser Kooperation schnell und nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit im Klein- und Kompaktwagensegment
und reduziere die CO2-Emissionen, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Man könne auch bei gemeinsamen Architekturen
jeweils unterschiedliche und markentypische Produkte entstehen lassen: "Die Markenidentitäten bleiben unberührt."
Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender und CEO der Renault-Nissan Allianz, erklärte, die Erfahrung mit der erfolgreichen
Zusammenarbeit innerhalb von Kooperationen helfe enorm, heute und mehr noch morgen im globalen Wettbewerb der
Automobilindustrie zu bestehen. "Wir nutzen alle gemeinsamen Ressourcen noch effizienter, um die innovativen Technologien
zu entwickeln, die im kommenden Jahrzehnt unerlässlich sind."
Gegenseitige Kapitalverflechtung
Die "strategische Kooperation" wird durch eine einmalige, gegenseitige Kapitalbeteiligung unterstrichen. Konkret wird
Daimler je 3,1 Prozent der Aktien von Renault und Nissan übernehmen, diese wiederum je 1,55 Prozent an Daimler. Die
Papiere sollen während der Zusammenarbeit bzw. mindestens fünf Jahre lang gehalten und der jeweilige Anteil nicht
aufgestockt werden.
Die Zusammenarbeit wird durch die Renault-Nissan B.V. - stellvertretend für die Allianz - und die Daimler AG durch
ein neues "Cooperation Committee" unter gemeinsamer Führung von Zetsche und Ghosn gesteuert. Über die jetzigen Ankündigungen
hinaus sollen weitere mögliche Felder einer Zusammenarbeit geprüft werden. Auf der Tagesordnung stehen insoweit die
gemeinsame Nutzung von Komponenten zwischen Infiniti und Mercedes-Benz, eine regionale Kooperation in den USA, China
und Japan zwischen Nissan, Infiniti und Daimler und eine gemeinsame Entwicklung von Akkus und Techniken für Elektrofahrzeuge.
Die Renault-Nissan Allianz wurde 1999 gegründet und ist mit 6,1 Millionen verkauften Fahrzeugen (2009) heute der
viertgrößte Automobilhersteller der Welt. 350.000 Mitarbeiter erwirtschafteten 2009 mit den Marken
Renault, Dacia, Nissan, Infiniti und Renault Samsung insgesamt 86,5 Milliarden US-Dollar Umsatz. Daimler verkaufte
2009 rund 1,6 Millionen Fahrzeuge weltweit und erwirtschaftete ca. 79 Milliarden Euro Umsatz. Zum Marken-Portfolio
gehören neben Mercedes-Benz, Smart und Maybach auch Freightliner, Western Star, Fuso, Setra, Orion und Thomas
Built Buses.