Daimler
Bis zu 557 PS stark:
Mercedes ML 63 AMG
Parallel zur Händlerpremiere der neuen M-Klasse in dieser Woche zeigt Mercedes jetzt das künftige Topmodell
der Baureihe. Der neue ML 63 AMG ist noch etwas stärker als bisher, wesentlich sparsamer – und optisch
etwas weniger aufdringlich.
Die wichtigste Zahl vorweg: 11,8 Liter verbraucht die schnellste M-Klasse aller Zeiten. Das ist einerseits ungefähr
das Doppelte dessen, was die sparsamste M-Klasse aller Zeiten, der ML 250 CDI, verbraucht, dürfte als Normverbrauch
noch weiter von der Realität entfernt sein als bei anderen Motorisierungsvarianten, und es ist für sich betrachtet
eine ziemliche Zumutung.
Andererseits: 11,8 Liter bedeuten 4,7 Liter oder satte 28 Prozent weniger als bisher, einen Bestwert im Segment,
und sie sind angesichts der geringen Verbreitung dieses Wagens - vom Vorgänger wurden in fünf Jahren gerade einmal
gut 13.000 Stück verkauft - global betrachtet völlig harmlos.
Der Fortschritt in Sachen Effizienz geht zurück u.a. auf ein trotz besserer Ausstattung um 40 Kilogramm gesenktes
Gewicht, ein optimiertes Getriebe, die Start-Stopp-Funktion, die nun elektrisch betriebene Lenkung, die bedarfsgerechte
Steuerung aller Nebenaggregate, reibungsminimierte Achsengetriebe und nicht zuletzt den neuen Motor.
Es handelt sich um den aus anderen Baureihen bereits bekannten, aufgeladenen und direkteinspritzenden 5,5-Liter-Achtzylinder,
dessen Leistung mit 525 PS um 15 PS über der des 6,2-Liter-Vorgängeraggregats mit Saugtechnik liegt. Das Drehmoment stieg um
70 auf nunmehr 700 Newtonmeter. Damit beschleunigt das große SUV in 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und anschließend
weiter, bis der Begrenzer bei 250 km/h sanft eingreift. Trotz des Downsizings in Sachen Hubraum bleibt es bei der (streng
genommen schon bisher merkwürdigen) Modellbezeichnung mit der 63.
Die Kraftübertragung übernimmt das 7-Gang-Automatikgetriebe "AMG SPEEDSHIFT PLUS 7G-TRONIC" mit automatischer Zwischengasfunktion
beim Rückschaltvorgang. Im Modus C, der nicht wie früher einmal für Comfort, sondern für "Controlled Efficiency" steht, ist
die Start-Stopp-Funktion (SSS) aktiv, zudem kommt eine weich ausgelegte Gaspedal- und Getriebekennlinie mit komfortablen und frühen
Gangwechseln zum Einsatz. In den Fahrprogrammen Sport (S) und Manuell (M) ist das SSS deaktiviert, sind die Schaltzeiten
verringert, und das Drehzahlniveau erhöht.
Beim Allradantrieb 4MATIC setzt Mercedes-AMG wie schon beim Vorgänger ein eigenständiges Verteilergetriebe ein. Es verteilt
im Sinne hoher Fahrdynamik die Motorleistung im Verhältnis von 40 : 60 auf Vorder- und Hinterachse. Das AMG-Sportfahrwerk
mit Luftfederung, eigenständigen Federbeinen, automatischer Niveauregulierung und adaptiver Dämpfersteuerung (ADS) wird
erstmals mit der aktiven Wankstabilisierung "ACTIVE CURVE SYSTEM" kombiniert. Bei diesem serienmäßigen System kommen
aktive Querstabilisatoren an Vorder- und Hinterachse zum Einsatz, die den Wankwinkel der Karosserie bei Kurvenfahrt kompensieren.
Der Fahrer kann per Knopfdruck zwischen den drei Fahrwerkmodi "Comfort", "Sport" und "Manuell" wählen.
Optisch macht die stärkste M-Klasse aus ihrem Sonderstatus keinen Hehl. Wesentliche Merkmale sind der große, schwarze
Kühlluftschlund in der bulligen Frontschürze und die dort weit unten befindliche silbermatte Zierspange, deren Außenenden
mit dem Design der im Vergleich zu den schwächeren Modellen hochgesetzten Tagfahrleuchten korrespondieren. Die Seitenansicht
wird bestimmt durch kräftigere Schweller und die "V8 BITURBO"-Schildchen, das Heck von angedeuteten, schwarzen Luftaustrittsöffnungen.
Sie betonen die Breite des Fahrzeugs ebenso wie die erneut eingesetzte matte Zierspange. Vier mächtige, eckige Endrohre
zeigen dem Hintermann noch einmal deutlich das motorische Potential.
Im Gegensatz zum bisherigen Modell verzichtet Mercedes auf angesetzte Radhausverbreiterungen, was zusammen mit der glattflächigeren
Motorhaube den optischen Auftritt wohltuend reduziert.
Stattdessen sind die Kotflügel kaum sichtbar um jeweils zehn Millimeter nach außen gezogen, um Platz zu schaffen für die
mächtigen 265er-Pneus auf grau lackierten, glanzgedrehten 20-Zoll-Rädern. Für den ein oder anderen Tausender extra liefert
Mercedes auch 21-Zöller mit 295er-Walzen.
Ganz schön "fett", wird mancher denken, aber das ist noch nicht alles. Nach dem Motto "wenn schon, denn schon"
dürften die meisten Kunden für exakt 7.021 Euro zusätzlich das sog. AMG Performance Package ordern, das eine Motorabdeckung
aus echtem Carbon, rot lackierte Bremssättel und ein spezielles Lenkrad umfasst, vor allem aber eine durch Anhebung
des Ladedrucks von 1,0 auf 1,3 bar mögliche nochmalige Leistungssteigerung auf 557 PS und 760 Newtonmeter. Damit rennt das
große SUV dann sogar in 4,7 Sekunden auf 100 Sachen.
Der Mercedes ML 63 AMG kommt im April 2012 auf den Markt und kostet 108.885 Euro. Mit dem erwähnten Paket und weiteren
Extras dürften es schnell 130.000 Euro werden. Nur die pfiffige Zylinderabschaltung aus dem grundsätzlich ähnlich motorisierten
SLK 55 AMG gibt es weder für Geld noch für gute Worte, obwohl doch das den Verbrauch noch einmal gesenkt hätte.