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Ab Juni: Neuer VW Jetta |
Volkswagen |
In Amerika ist er das beliebteste Auto aus dem "alten Europa", in Europa selbst und speziell in Deutschland hat
er trotz vier Anläufen nie größeren Erfolg gehabt: Jetzt startet VW den fünften Versuch, den "Rucksack-Golf"
zu etablieren. Dieses Mal gleich (wieder) unter dem ursprünglichen Namen.
Statt Vento oder Bora heißt der Stufenheck-Golf also nun auch hierzulande wieder Jetta. Nach der Markteinführung in
den USA (Autokiste berichtete) kommt das Auto in deutschland ab Anfang Juni in den Verkauf, ab August folgt die
Markteinführung in anderen europäischen Ländern und in Asien, Afrika und Australien.
Auffälligstes Merkmal der neuen Generation ist zunächst einmal der Größenzuwachs, der noch viel deutlicher
ausfällt als beim Golf: Die Länge wächst um fast 18 Zentimeter auf jetzt 4,55 Meter, die Breite um 4,6 Zentimeter
auf 1,78 Meter und die Höhe gut einen Zentimeter auf 1,46 Meter. Der Radstand kann dem Längenwachstum nur um
6,5 Zentimeter (2,58 Meter) folgen, womit das Verhältnis besser als beim Passat, aber keineswegs gut ist: Die
Karosserieüberhänge wachsen entsprechend.
VW bezeichnet den Jetta, wie dies heutzutage gang und gäbe ist, trotzdem als "sportlich gezeichnet" - und erweckt
fast schon den Eindruck, der Vorgänger sei kein schönes Auto gewesen.
Der Größenzuwachs kommt nahezu vollständig dem Innenraum zu gute. So legt etwa der effektiv nutzbare Beinraum im
Fond um fünf und die Kopffreiheit um 2,4 Zentimeter zu. Auch der Kofferraum, schon seit jeher einer der größten
weit und breit, wächst noch einmal deutlich: 527 Liter, 72 mehr als bisher, sind fast schon rekordverdächtig -
nur der Passat bietet mit 565 Litern noch etwas mehr. Zum Vergleich: Phaeton-Fahrer haben nur 500 Liter zur
Verfügung. Serienmäßig kann die Rückbanklehne im Verhältnis 1/3 zu 2/3 umgeklappt werden, wobei VW hier nur
einen fast ebenen Laderaumboden bieten kann, was nicht ganz zeitgemäß ist.
Apropos Passat: Das Jetta-Design nimmt hier deutliche Anleihen. Das dominanteste Merkmal ist die neue Frontpartie
mit dem in Chrom ausgeführten Kühlergrill, die man dynamisch, edel oder protzig finden kann. Der weit nach unten
gezogene Grill wird seitlich flankiert von Scheinwerfern, die jenen des Golf entsprechen - hier gibt es also
fortan keine Abgrenzung mehr.
Auch das Heck folgt der aktuellen VW-Designlinie, was insbesondere geteilte Rückleuchten in LED-Technik und
ein in der Schürze angebrachtes Kennzeichen bedeutet, aber auch nur noch einen Rückfahrscheinwerfer und
kein separates Bremslicht.
Als Motorisierungen stehen die üblichen Aggregate aus dem Konzernregal zur Verfügung, wobei es sich bis auf
das Basis-Triebwerk (1,6 Liter, 102 PS) allesamt um Direkteinspritzer handelt, als da wären der 1,6 FSI mit 115 PS
und der Zweiliter-FSI mit 150 PS. Als Topmotor ist bereits der Turbo-FSI mit 200 PS angekündigt, der von Audi
oder dem Golf GTI bekannt ist. Sechszylinder gibt es nicht, und auch das Fünfzylinder-Triebwerk, das in den
USA angeboten wird, ist hierzulande nicht erhältlich.
Die Mehrheit der Kunden dürfte allerdings zum Diesel greifen, den VW zunächst in den bekannten Leistungsstufen
mit 105 (1,9 Liter) und 140 PS (2,0 Liter) und später auch in einer 170 PS-Version anbieten wird. Wie neuerdings
bei allen VW wird ein Rußfilter ab Herbst als Nachrüstlösung zum Festpreis bereitstehen; sinnvoller dürfte aber sein,
erst dann zu ordern: Ebenfalls für den Herbst versprechen die Wolfsburger auch ab Werk erhältliche Partikelfilter.
Die Diesel sowie der Turbo-Benziner können optional mit dem DSG-Getriebe gekoppelt werden; für den Basismotor
und die 150 PS-Version wird auf Wunsch eine sechsstufige Automatik geliefert.
VW-like sind auch die drei Ausstattungslinien namens "Trendline", "Comfortline" und "Sportline". Bereits die
Basisversionen verfügen u.a. über die halbautomatische Klimaanlage "Climatic", aktive Kopfstützen vorne,
elektrische Fensterheber im Fond und 16 Zoll-Räder mit 205er-Bereifung. Außerdem verspricht der Autobauer "auch im
unteren Bereich softlackierte und damit veredelte Kunststoffe an Armaturen, Türverkleidungen und Mittelkonsole",
gönnt der Kundschaft aber trotz kurz bevorstehender Markteinführung keine Bilder. Seitenairbags hinten sind nur
in den USA Standard.
Die Preisliste beginnt in Deutschland bei 18.950 Euro für den kleinen Benziner als "Trendline". Das sind, so
jedenfalls hat es VW ausgerechnet, 350 Euro weniger als für das alte Modell zu berappen waren - wenn man die
gleiche Leistung und Ausstattung zugrundelegt, was ein ebenso sinnvoller wie verfälschender Vergleich ist.
Ob der Jetta ein großer Erfolg wird, erscheint allerdings fragwürdig: In dieser Klasse mögen deutsche Autokäufer,
unabhängig von der Güte des Produkts und meist ohne objektiv sinnvolle Gründe, nun einmal keine Stufenheck-Modelle.
Ob sie nun Bora oder Jetta heißen.