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Neue Front ab September: Opel Vectra/Signum |
Opel |
In Europa ist er Marktführer, in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes nur "Mittelklasse". Drei Jahre nach dem
Verkaufsstart und drei Monate vor dem IAA-Debüt zeigt Opel jetzt die Facelift-Versionen von Vectra und Signum. Neue
Kaufanreize schaffen sollen ein neuer Turbo-Motor, ein neuer Basis-Diesel, ein verfeinertes Fahrwerk und nicht
zuletzt optische Retuschen.
Hauptaugenmerk galt dabei der Front, die jetzt, wie allgemein erwartet, das neue Opel-Gesicht im Astra-Stil trägt.
Die schmalen, fast senkrecht angeordnet wirkenden Scheinwerfer mit den obenliegenden Blinkern der bisherigen Modelle
sind waagrechten, dynamisch geschwungenen Leuchteinheiten gewichen, die weit in die deswegen ebenfalls neu
gestalteten Kotflügel und in die Motorhaube reichen.
Unter dem obligatorischen Klarglas sitzen die heutzutage ebenso obligatorischen Lichtelemente im "Chromlook".
Weitere Merkmale sind die jetzt prägnantere, für Opel typische "Bügelfalte" der Motorhaube und die gleichzeitig
verstärkte Pfeilung des vorderen Stoßfängers. Den Grill dominiert eine breite Spange - hier aus echtem Chrom -
mit großem Opel-Logo. Eine schwarze Wabengitterstruktur in Verbindung mit den deutlich größeren Lufteinlässen
in der Frontschürze mit integrierten Nebelscheinwerfern verstärkt - beim Vectra - das neue Antlitz.
Letzteres gilt jedoch nur die drei Karosserievarianten des Vectra: Der Signum grenzt sich künftig optisch etwas
stärker als bisher ab. Chrom statt Plastik lautet hier die Devise, und zwar in Bezug auf die Umrandung des mittleren
Lufteinlasses und jene der Nebelscheinwerfer. Bilder davon mag Opel jedoch noch nicht zeigen.
Insgesamt erscheint die Opel-Mittelklasse durch die Modifikationen nun deutlich dynamischer, moderner und freundlicher
- die Designer haben den arg strengen, biederen Look erfolgreich beseitigt. In diesem Sinne ist es fast ein bisschen
schade, dass Opel die Heckansicht nicht auch retuschiert hat: Hier bleibt alles beim Alten, nicht einmal Kleinigkeiten
sind neu. Die Seitenlinie dagegen profitiert zumindest im Vorderwagen-Bereich mit von den neuen Scheinwerfern und Kotflügeln und nicht zuletzt durch die besser angesetzte Frontschürze.
Im Interieur dagegen haben die Rüsselsheimer ebenfalls Feinschliff betrieben: Die Instrumententafel und die
Türverkleidungen tragen im oberen Teil künftig eine neue Narbung, die Opel wenig verheißungsvoll mit "Lederstil"
umschreibt. Ebenfalls nur Show sind neue, zweifarbig abgesetzte Einlagen am Armaturenbrett in "Holz- oder
Aluminium-Optik", auf gut deutsch also in farbigem Plastik, wo man doch annehmen darf, dass sich Opel-Käufer auch
keine "Eichedekor"-Möbel ins Wohnzimmer stellen würden.
Eine neu modellierte Lichtkante, abgerundete Lüftungsdüsen-Einsätze, "chromfarben" akzentuierte Bedienelemente
sowie eine deutlicher ausgeformte Hutze über dem Instrumenteneinsatz vervollständigen hier die Modellpflege.
Schließlich erhalten jetzt alle Varianten ein Dreispeichen-Lenkrad, was nach wie vor als Sinnbild für Sportlichkeit
gilt, aber sicher nicht jedermanns Geschmack ist.
In technischer Hinsicht verspricht Opel eine neue Fahrwerksabstimmung inklusive optimierter Lenkpräzision für
ausgeprägtere Fahrdynamik bei gleichzeitig verbessertem Komfort. Das als Extra verfügbare sogenannte IDS-Fahrwerk
(Interaktives Dynamisches FahrSystem) mit elektronischer Dämpferregelung CDC (Continuous Damping Control) wurde
ebenfalls weiterentwickelt und steht jetzt für weitere Motorisierungsversionen zur Verfügung.
Antreibsseitig hat Opel die bekannte Palette um einen neuen Sechszylinder mit 2,8 Litern Hubraum ergänzt, der
dank zweiflutigem Turbolader 230 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 330 Newtonmeter ab 1.800 Touren entwickelt.
Die im 60 Grad-Winkel konstruierte Maschine, die den bisherigen 3,2-Sauger-V6 ablöst, ist nach vorläufigen Werten
für einen Sprint in 7,4 Sekunden auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h gut - der schnellste Vectra
aller Zeiten, zu dem Verbrauchsangaben jedoch noch nicht vorliegen.
Der in punkto Trinkgewohnheiten und Drehmoment-Charakteristik noch interessantere Antrieb bleibt für viele sicher der
Sechszylinder-Diesel, der nun 184 statt bisher 177 PS leistet und 400 statt 370 Newtonmeter stemmt (ab 2.000 statt
bisher ab 1.900 Umdrehungen). Außerdem wird die aus Astra und Zafira bekannte 100 PS-Version des 1,9 Liter-Diesel jetzt
auch in der Vectra-Familie angeboten. Vorbildlich: Alle Diesel sind serienmäßig an einen Rußfilter gekoppelt. Insgesamt
stehen nun fünf Benziner zwischen 100 und 230 PS und vier Diesel zwischen 100 und 184 PS zur Wahl.
Für die Kraftübertragung sorgt mit Ausnahme der beiden Einstiegs-Benziner ein manuelles Sechsganggetriebe; eine
sechsstufige Automatik ist für den 2,8 V6 Turbo, den 1,9 CDTI (150 PS) und den 3,0 V6 CDTI optional erhältlich.
Die Markteinführung der im Rüsselsheimer Stammwerk gebauten Modelle wird voraussichtlich kurz nach Ende der IAA im
September erfolgen. Preise liegen noch nicht vor, dürften sich aber weitestgehend auf dem bisherigen Niveau bewegen,
auch, weil Opel die Ausstattung offenbar unangetastet lässt. Ob das alles freilich reicht, um dem Hauptkonkurrenten
aus Wolfsburg dauerhaft näher zu kommen, bleibt zweifelhaft. Jedenfalls in Deutschland.